Gelsenkirchen. . 18 kultursensible Altenpfleger schließen den ersten Ausbildungsgang in Gelsenkirchen erfolgreich ab. Das Modellprojekt wurde so gut angenommen, dass eine Fortsetzung für September geplant ist. Nun geht es für alle Altenpfleger in die erste Stelle.

Wer damals als Gastarbeiter nach Gelsenkirchen kam und nicht wieder zurück in die Heimat ging, ist heute um einige Jahrzehnte gealtert und vielleicht auch pflegebedürftig. Die Zahl der Migranten in Pflegeheimen steigt und meist ist beim korrekten Umgang Fingerspitzengefühl gefragt. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo) und die Stadt Gelsenkirchen haben sich vor drei Jahren entschieden, die Ausbildung zum Altenpfleger und zur Altenpflegerin im Bereich der verschiedenen Kulturen zu optimieren. Das Modellprojekt der Ausbildung zur „kultursensiblen Altenpflege“ ist nun beendet und bringt 18 examinierte, staatlich anerkannte Pflegekräfte hervor.

Ein sicherer Beruf

„Der Beruf des Altenpfleger ist ein sicherer Beruf, denn unsere Generation altert. Mit der besonderen Ausbildung sind wir auf dem Vormarsch“, sagt Awo-Geschäftsführer für das westliche Westfalen, Wolfgang Altenbernd. Das Besondere: Migration ergänzt nicht nur den Lehrplan, sondern wird direkt eingebunden. „Ohne Kenntnisse der Kultur und der Biografie des Patienten ist eine Pflege schwer organisierbar“, so Altenbernd. Oberbürgermeister Frank Baranowski stellt das Problem der ausländischen Pflegebedürftigen noch konkreter dar: „Für Personen, die von ihrem Heimatland geprägt sind und die deutsche Sprache nicht richtig sprechen oder auch in Folge von Demenz die Sprache nicht mehr beherrschen, ist die Pflege eine echte Herausforderung.“

In der Ausbildung lernten die Männer und Frauen zwischen 21 und 50 Jahren in Praxisstunden die Kulturen hautnah kennen. „Wir waren eine sehr bunte Gruppe“, sagt Absolventin Natalie Schulz. Neben den kulturellen Unterschieden trugen auch die verschiedenen Lebenserfahrungen zum Projekt bei. „Vom Berufsanfänger bis zur Mutter, die sich umschulen ließ, war alles dabei. Dadurch konnten sich die Azubis gegenseitig bereichern“, so Altenbernd.

„Ich habe Respekt vor dieser Ausbildung. Wenn ich mir vorstelle, noch einmal den Schritt in eine neue Ausbildung zu machen, würde dieser Schritt mir sehr schwer fallen“, sagte Oberbürgermeister Frank Baranowski bei seiner Rede zur Urkundenvergabe.

Für jeden Pfleger eine Stelle

Mit großem Engagement haben die 18 Examensträger das Modellprojekt zu einem erfolgreichen Abschluss geführt, hieß es bei der Abschlussveranstaltung. Jeder von ihnen werde bald in die erste Stelle als kultursensible Altenpflegekraft wechseln. Und weil das Projekt zukunftssicher sei, sagt Altenbernd, werde im September die zweite Ausbildung an den Start gehen.

Inhalte und Ziele des Projektes

Das Modellprojekt zur „kultursensiblen Altenpflege“ startete 2009 mit einer Idee. Zum 1. Mai 2010 wurde die Ausbildung begonnen. Das Projekt wurde vom Land NRW und der Stadt Gelsenkirchen finanziert. Die Ausbildung vermittelte Kenntnisse über die Kultur der Zugewanderten aus Europa und aller Welt. Bereiche der Ausbildung waren u.a. Ernährung und Gesundheit, Sprache, Liedgut, Feste und Unterhaltung. Unterschiedliche Religionen und Traditionen wurden beleuchtet und die daraus entstehenden Folgen für den Alltag betrachtet. Im Vordergrund stand die interkulturelle Öffnung und die professionelle Pflege.