Gelsenkirchen. In Klaus Porschs Wohnzimmer lässt sich Fußballgeschichte erleben - in Form von Sammelalben, in denen der Rentner seit über 60 Jahren Fußballbilder sammelt. Um die 500 Alben reihen sich Rücken an Rücken in seinem Wohnzimmer-Regal. Sein Tauschzirkel reicht von Hamburg bis Berchtesgaden.

Angefangen hat alles mit Fußballsammelbildern. „Das war 1950/51, da war ich elf, zwölf Jahre alt.“ Rentner Klaus Porsch aus Beckhausen breitet Sammelalben mit Bildern, Cards, Chips, Autogrammen auf dem Tisch aus.

Im kleinen Wohnzimmer, das er seiner Frau überlässt, wenn sie einen fußballfreien Fernsehabend haben möchte, hat er Fußballgeschichte gesammelt, säuberlich geordnet im Bücherregal, mit Informationsschildchen versehen.

Klaus Porsch, Jahrgang 1940, früher Polier, ist seit vielen Jahren leidenschaftlicher Sammler. Eine Sucht, die sich auch räumlich ausdrückt. Um die 500 Alben zählt seine Sammlung. Drei, vier Jahre lang hat er mal ausgesetzt, „aber dann hat es mich wieder gepackt und die Jagd ging los“, sagt er. Die Kollektion musste schließlich vervollständigt werden!

Fußballbilder wurden „geschnipst“

Ja, es gab eine Zeit vor dem Sammelalben-Imperium von Panini. Eine Zeit, in der die Spieler-Bildchen leicht koloriert waren, die Kicker sich nicht mit Glanz und Gloria umgaben und die Helden auf dem Platz gerne auch schon mal im Pullover statt im Trikot posierten.

Klaus Porsch hat den Beweis: Alle Kicker aus den Vereinen der Oberliga West der Saison 1950/1951, sorgsam eingeklebt in ein „Haribo-Sammelalbum“, mittlerweile nostalgisch verblichen. „Die Bilder gab es damals nur beim Kauf von Vollkornbrot oder Süßigkeiten“, erzählt der Rentner.

Nachwuchskicker spielten mit Konservendosen

Anfang der 50er sammelten viele Jungen in seinem Alter Fußballbilder. „Es gab ja nichts anderes, wir hatten nicht mal einen richtigen Fußball, sondern spielten mit einer alten Konservendose.“

Auf dem Schulhof wurden die Fußballbilder getauscht und „geschnipst“. Da verlor man unter Umständen einen ganzen Stapel Bilder, wenn der Mitspieler sein Bild so „schnipste“, das es mit der Bildseite nach oben auf dem Boden landete.

Mit einer Spur Nostalgie blättert Porsch in den Zeitdokumenten. Nur die wenigsten Spieler sind heute noch ein Begriff. Freddy Kelbassa? „Der wohnte hier gleich um die Ecke im Schlachtfeld (ein Viertel in Beckhausen) und spielte 1958 sogar bei der Fußball-WM mit.“

Tauschzirkel von Hamburg bis Berchtesgaden

Manche der Spieler aber, die im Passbildformat in die Kamera blicken, sind auch heute noch Legende. Klaus Fischer und Nobert Elgerz (mit blondem Backenbart), „Rolli“ Rüssmann und Rüdiger Abramczik strahlen auf den Bildern im Panini-Sammelband „Fußball Bundesliga ‘79“ schon echte Spieler-Autorität aus.

„In dem Album steckt ein Vermögen“, sagt der Rentner. Dennoch galt: Waren 60 Prozent der Bilder zusammen, wurde der Rest „ertauscht“ oder, wenn gar nichts mehr half, bei Panini bestellt. Bei Porsch unterm Dach stehen kistenweise Bilder-Doubletten. Sein Tauschzirkel reicht von Hamburg bis nach Berchtesgaden.

Einen Computer hat er nicht, der Tauschverkehr läuft über Briefpost. Denkt er ans Aufhören? Er zögert. „Noch mehr Sammeln geht nicht, sonst muss meine Frau zur Kur.“