Gelsenkirchen.

Eine Blaue Mauritius wird sie sicher nicht mehr werden. Auch an das gute Aussehen einer Basler-Taube reicht sie nie heran. Nein, die Drei-Cent-Briefmarke ist keine Schönheit. Trotzdem wollen sie zur Zeit alle haben. Denn seit der Portoerhöhung am 1. Januar müssen massenweise 55 Cent-Marken, die noch in den Schubladen der Haushalte schlummern, auf 58 Cent aufgestockt werden.

Am 6. Dezember brachte die Post die weiße Marke mit der grauen Drei in der Mitte auf den Markt – in Vorbereitung auf die Porto-Erhöhung im Januar. Vor der Jahreswende hielt sich der Ansturm auf die Aufstock-Marke aber in Grenzen. Heute sieht das anders aus, in einigen Post-Filialen war die Ergänzungsmarke ausverkauft. Dabei hatte die Deutsche Post 450 Millionen Stück drucken lassen. „Davon sind noch nicht alle verkauft“, sagt Postsprecher Dieter Pietruck. Wenn in einigen Filialen der Nachschub stockt, dann habe sich der Partner in seiner Bestellung verkalkuliert. Generell gebe es genügend Ergänzungsmarken – nicht nur in den Filialen, sondern auch an den Briefmarken-Automaten. „Dort kann man jeden Wert eingeben“, erklärt Dieter Pietruck. Und: „Sollte die Erstauflage doch nicht ausreichen, wird nachgedruckt.“ Es ließe sich eben schwer einschätzen, wie viele 55-Cent-Marken noch bei den Kunden in Umlauf seien.

Zweckmäßig statt hübsch

Abgesehen von der Zweckmäßigkeit der Drei-Cent-Marke, sollen auch Sammler auf sie aufmerksam geworden sein und ihr Archiv damit bestücken. „Vom Aussehen her ist sie aber nicht sonderlich ästhetisch“, findet Norbert Quick, Vorsitzender der Briefmarken-Tauschgemeinschaft Horst-Emscher. Dass es optisch auch anders gehen kann, beweise eine Ergänzungsmarke aus den Nachkriegsjahren – die „Notopfer-Berlin“. „Diese 2-Pfennig-Marke gab es damals in verschiedenen Ausführungen, mit Zacken oder ohne – sie ist sehr wertvoll.“

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Auch Peter Lanzendorf von den Gelsenkirchener Briefmarkenfreunden kann der Drei-Cent-Marke nichts abgewinnen. „Für Sammler ist sie nicht attraktiv, sondern eher hässlich.“ In die Alben habe es die außergewöhnliche Marke aber trotzdem geschafft, auch wenn eine „Ergänzungsmarke keinen hohen Stellenwert für uns hat“, sagt Norbert Quick. Aber: „So etwas muss man als Sammler natürlich haben.“ Lieber verweist der Philatelist auf die Schönheit der eigenen Briefmarke. „Im November haben wir eine mit Schloss Horst als Motiv herausgegeben.“ 3000 Stück wurden als Sonderdrucke bestellt. Etliche Exemplare seien aber noch übrig.

„Uns geht es natürlich nicht um Schönheit, sondern um den Zweck“, erklärt Dieter Pietruck. Denn: „In erster Linie ist die Briefmarke für uns ein Freimachungswert – mehr nicht.“