Gelsenkirchen. Das Soester Auktionshaus nahm sich den privaten Schätzen der Gelsenkirchener an. Im Stadtbauraum an der Boniverstraße wurde der Auktionswert von Münzen, Geigen, Vasen oder Gemälde von Profis geschätzt.

Ein großes Bild fährt den Aufzug hinauf. Teuer sieht der Rahmen, historisch der ganze Druck aus. Ein Mann schiebt sich mit dem Bild durch die enge Tür in den kleinen Raum in der zweiten Etage des Stadtbauraums an der Boniverstraße. Der erste Eindruck ist bezeichnend. Vier Fachleute begutachten mit kleinen Lupen Inschriften auf alten Münzen, identifizieren Monogramme mit Hilfe dicker Fachwälzer auf Silberbesteck, recherchieren Sammlerwerte im Internet und ordnen Papiere dem richtigen Jahrtausend zu. Hier wird sich zeigen, ob das Bild wirklich wertvoll ist.

Zustand ist entscheidend

Denn eines sind die Kunsthistoriker und Ethnologen vom Soester Auktionshaus auf alle Fälle – ehrlich. „Die Geschichte, wie man an den Gegenstand kam, spielt für den antiquarischen Wert leider keine Rolle“, sagt es der promovierte Kunsthistoriker Oliver Gradel knallhart. Dabei haben die Besucher soviel über ihre Schätze zu erzählen. Wie etwa Karl-Heinz Borrmann (78). Er hat eine alte, ziemlich demolierte Geige dabei. „Die habe ich von meinen Schwiegereltern aus Polen bekommen. Meine Frau wollte die schon öfter verbrennen, aber ich konnte mich nie trennen“, erzählt er. Gemeinsam mit Gradel kommt er dem Geheimnis um den Wert der Geige nur bedingt auf die Spur. Joseph Klotz soll sie gebaut haben, vermutlich im 18. Jahrhundert. Genaueres finden sie nicht heraus, von einer Auktion rät Gradel ab. Feuerholz soll die Geige aber nicht werden.

Für eine erfolgreiche Auktion sei es wichtig, wie gut der Gegenstand erhalten, wie eindeutig er einer Epoche, einem Inhaber zuzuordnen sei. Viele Dinge hätten nur noch einen Sammlerwert – bei dem kann man aber auch Glück haben. „Wir haben mal einen russischen Wodkabecher von 1900 für 800 Euro Startwert in die Auktion gegeben. Weil Sammler anwesend waren, ist er für 17.500 Euro weggegangen“, erzählt Kunsthistorikerin Nicole Reitze.

Großvater brachte Vasen aus Asien mit

Auf ähnliches Glück hofft Margarete Zipper-Spiewack (70). Sie hat zwei asiatische Holzvasen mitgebracht. „Mein Großvater war von 1907 bis 1910 als Heizer auf einem Torpedoboot in Japan, China und Korea unterwegs, die Vasen hat er mitgebracht“, erzählt sie. Als Ethnologe Wolfgang Meyn die beiden begutachtet kommt er ins Schwärmen: „Das ist materielles Kulturgut einer anderen Zivilisation – und schön.“ Eine erfolgreiche Auktion sei unwahrscheinlich, sie setze sehr spezielle Sammler voraus.

Doch auf dem Schrank will Zipper-Spiewack die Vasen auch nicht verenden lassen. Auf Rat von Meyn will sie sich nun an die Völkerkundemuseen in Berlin und München wenden. Aber wer kann schon von sich behaupten, Historisches an ein Museum gespendet zu haben?