Gelsenkirchen. Der 40-Jährige ist seit September 2011 Marketingvorstand des Traditionsvereins und steigerte die Einnahmen des Klubs enorm. Dabei achtet er stets darauf, Werte wie Tradition, Erfolg und Leidenschaft der Fans nie aus den Augen zu verlieren und sie als wirtschaftliche Anknüpfungpunkte zu nutzen.

Aus dem Trainingslager in Katar kam jüngst die Nachricht, dass der FC Schalke 04 den Vertrag mit Marketingvorstand Alexander Jobst (40) vorzeitig um drei Jahre bis zum 30. Juni 2017 verlängerte. Die Begründung liefert mit Clemens Tönnies der mächtige Aufsichtsratsvorsitzende des Vereins: „Alexander Jobst ist für uns in seiner Vorstandsverantwortung die Idealbesetzung. Er leistet sehr gute Arbeit und hat uns in den vergangenen beiden Jahren in der Vermarktung und Professionalität erfolgreich vorangebracht.“

Der Ritterschlag basiert auf Zahlen

Dieser verbale „Ritterschlag“ basiert auf Zahlen. Um mehr als 20 Prozent steigerten sich unter der Regie von Alexander Jobst die Einnahmen im Bereich Marketing. Bis zum Ende der Saison 2013/2014 liegt der Umsatzerlös für Schalke aus diesem Arbeitsfeld bei über 70 Millionen Euro. Als Jobst im September 2011 seinen Job antrat, nahm Königsblau an dieser Stelle über 14 Millionen Euro weniger pro Saison ein. Der 40-Jährige sorgt in dem finanziell angeschlagenen Club dafür, dass es mehr Reserven gibt: für Konsolidierungsmaßnahmen, für Investitionen in die Mannschaft und dann vielleicht auch für die Infrastruktur auf dem Vereinsgelände. Stichwort: Tor auf Schalke.

Der Weg zum wirtschaftlichen Erfolg war dornenreich. Zum Thema Ticketplattform viagogo etwa will Jobst nichts mehr sagen: „Da habe ich einen Fehler gemacht.“ Schalke stünde für Werte wie Erfolg, Tradition und eine unglaubliche Leidenschaft seiner Fans. „Die darf man nicht verkaufen, vielmehr müssen wir sie bewahren und gleichzeitig als Anknüpfungspunkte für wirtschaftliche Vorhaben nutzen.“

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Es ist der ständige Spagat „im geilsten Club der Welt“, den der zweifache Familienvater anspricht. Hier die Historie beachten und pflegen, dort ein Unternehmen erfolgreich führen, das im ersten Halbjahr 2013 einen Umsatz in Höhe von 85,8 Mio. Euro (Vorjahr: 77,8 Mio. Euro) erzielte. Denn darum handelt es sich in der Betrachtung des Gelsenkirchener Bundesligisten: um einen an Facetten reichen Konzern, dessen Kerngeschäft der Fußball ist. Alles ist mit Blick darauf lückenlos verzahnt. Siege auf dem Rasen bringen gute Platzierungen, sorgen für öffentliche Aufmerksamkeit und – neben medialem Interesse – für offene Sponsoren-Türen.

Erfolg, Tradition, Leidenschaft

„Dafür muss aus Schalke gar keine Marke gemacht werden“, so Jobst. Ein Aspekt, den Kritiker ihm anlasten. „Schalke ist bereits seit langem eine Marke“, sagt er. „Dieser Verein ist die pure Emotion, er ist Lebensgefühl“. Mit Werten wie Erfolg, wie Tradition, wie Leidenschaft, die sich geeignet wiederfinden müssen. „Etwa in der Ausgestaltung unserer Shops ist uns das gut gelungen.“ Grundsätzlich gilt am Ernst-Kuzorra-Weg die Maxime: „Die Unternehmen, mit denen wir zusammenarbeiten oder mit denen wir zusammenkommen wollen, sollten auch zum FC Schalke 04 passen, um von den Fans positiv wahrgenommen zu werden.“

Für dieses Verständnis schert der Club auch schon mal aus. Wie jetzt: Adidas will die Preise für die Trikots um 5 Euro auf 84,95 Euro (für Erwachsene) erhöhen. „Da machen wir nicht mit, weil wir glauben, dass das Event Fußball für die Fans schon teuer genug ist.“ Das sei, so Jobst, nicht endlos steigerbar. „Da ist absehbar die obere Grenze erreicht.“

Dieser Ansatz gilt nicht für die Bundesliga. Die sieht der Marketing-Experte als prosperierenden Markt im In- und Ausland. „In den nächsten drei bis fünf Jahren wird die Wirtschaftskraft der Bundesliga weiter ansteigen.“ TV-Gelder, Sponsoring und Merchandising zählt er auf. Und sieht für Schalke Wachstumsmöglichkeiten von weiteren 15 bis 20 Prozent.

Aber nur, „wenn wir den Anschluss nicht verlieren“. Schalke sollte sportlich unter den besten Drei bis Fünf sein in den nächsten drei bis fünf Jahren. Seine Prognose: „In dieser Zeit wird die Schere in der Bundesliga noch weiter auseinandergehen, als sie es jetzt schon ist.“

Verhandlungen mit Veltins über Namensrechte der Arena laufen 

Der Name Veltins-Arena ist fast schon in den Schalker Volksmund übergegangen. Der Vertrag mit der Brauerei aus Meschede allerdings läuft Mitte 2015 aus. Seit geraumer Zeit bereits spricht Jobst mit den Südwestfalen über die Verlängerung der Namensrechte für die Arena und sagt: „Das ist ein wichtiger Prozess in diesem Jahr.“

Die aktuelle Nachricht mit der Geldstrafe durch das Bundeskartellamt fördert das Projekt nicht. „Dass Veltins da jetzt erst mal hinschauen muss, ist völlig klar“, so der S04-Vorstand. Veltins bleibe selbstverständlich erster Ansprechpartner, „aber es wäre fahrlässig, wenn wir uns in der Situation nicht auch mit anderen Unternehmen beschäftigen würden, die in Frage kommen könnten“. Die allerdings müssten laut Jobst zu Schalke passen. „Und dieser Kreis ist sehr klein.“ Die Namensrechte für die Arena möchte der Verein mindestens für fünf Jahre vergeben.

Schalke 04 ist für Jobst eine "Herzensangelegenheit" 

Beratungsresistent, nein, das sei er wirklich nicht. Das reklamiert Alexander Jobst mit Blick auf die Ticketbörse viagogo für sich, aber auch hinsichtlich des Ausweichtrikots, das seit vergangenem Sommer in den Gelsenkirchener Stadtfarben gehalten ist.

„Ich habe die Hinweise unserer Fans gehört und wer aufmerksam war, hat festgestellt, dass wir schon gegen Basel im Heimtrikot gespielt haben. Das wird auch gegen Real Madrid der Fall sein“, sagt Jobst. Für die Zukunft gilt: Das „Stadttrikot“ ist das Ausweichtrikot des Vereins bzw. das Auswärtstrikot in der Champions League.

Anfrage aus England abgelehnt

Der FC Schalke 04 ist für Alexander Jobst zu einer Herzensangelegenheit geworden. Daran konnte selbst die Anfrage eines ruhmreichen Clubs nichts ändern, der ihn beruflich als Hauptgeschäftsführer nach England locken wollte. „Auf Schalke stehe ich mit meiner Arbeit erst am Anfang und möchte sie gerne langfristig und erfolgreich weiterführen“, sagt der Vorstand, der sich selbst als totalen Fußballfan bezeichnet. Dafür sei er nach Gelsenkirchen gekommen, dafür stehe er mit seinem Wissen und seinen Möglichkeiten.