Gelsenkirchen. In der Online-Ticketbörse Viagogo werden Tickets für das Champions-League-Achtelfinale von Schalke gegen Real Madrid angeboten. Wer in die Veltins Arena will, muss tief in die Tasche greifen. Der FC Schalke ärgert sich über den Schwarzhandel, kann aber nur in begrenzt dagegen vorgehen.
Weil der FC Schalke 04 mit dem Online-Portal Viagogo einen Partnerschaft abschloss, gingen die Fans der Königsblauen Mitte des letzten Jahres auf die Barrikaden - und gewannen.
Der Verein kündigte den Vertrag mit Viagogo zur Freude seiner Anhänger wieder. Trotzdem sind auf dem Portal nun unter anderem Nordkurven-Tickets für das Champions-League-Spiel gegen Real Madrid aufgetaucht - zum stolzen Preis von 624,29 Euro, pro Karte!
Die Liste der Karten, die auf Viagogo für Spiele des FC Schalke 04 angeboten werden, ist lang. Dabei hatte der Verein die Partnerschaft mit dem Online-Händler nur wenige Tage nach Inkrafttreten am 9. Juli 2013 wieder aufgelöst. "Wegen nachweislicher Vertragsverletzungen", begründete der FC Schalke 04.
Astronomische Summen für das Schalke-Spiel gegen Real
Doch das Verfahren ist noch nicht aus der Welt: Ein Schiedsgericht soll den Zwist zischen Verein und Online-Händler klären. "Das soll im Frühjahr diesen Jahres vor dem Schiedsgericht in Essen passieren", sagt Anja Kleine-Wilde, Leiterin der Unternehmenskommunikation beim FC Schalke 04.
Vor allem für das Kracher-Spiel in der Champions League gegen die Königlichen aus Madrid sind Karten rar. Da wundert es nicht, dass auf dem Schwarzmarkt astronomische Summen aufgerufen werden. Aber auch die Vielzahl der angebotenen Tickets für das Spiel am 26. Februar in der Gelsenkirchener Arena überrascht.
Auf insgesamt 38 Seiten werden zahlreiche Eintrittskarten angeboten. Die meisten sind als Gästekarten ausgewiesen, auf den hinteren Seiten - und zu deutlich höheren Preisen - werden jedoch auch Karten für Blöcke angeboten, in denen die Fans der Königsblauen sitzen werden.
Verein hat keine Handhabe gegen Online-Ticketbörse
Wer in der Nordkurve dabei sein will, muss besonders tief in die Tasche greifen: 624,29 Euro werden auf der Internetseite derzeit für Karten in den Blöcken N1 bis N6 aufgerufen.
Aber damit nicht genug: Wer auf der Gegengeraden auf Höhe der Mittellinie das Spiel verfolgen will, der findet auch hierfür ein Ticket. Allerdings muss er dafür 1200 Euro berappen. Selbst Business-Seats samt VIP-Paket werden zum Kauf angeboten - Kostenpreis: 3405,22 Euro.
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Der FC Schalke reagierte auf Anfrage unserer Mediengruppe verärgert über die Praktiken der Verkäufer. "Wir prüfen natürlich, wer Karten zum Verkauf anbietet. Der Kampf gegen den Schwarzmarkt ist uns wichtig", erklärt Kleine-Wilde.
Allerdings sind dem Verein dabei weitgehend die Hände gebunden, denn Viagogo begeht gegenüber dem FC Schalke 04 keinen Vertragsbruch. Den begehen nur die Privatpersonen, die Karten über die Internetseite anbieten.
Viagogo ist dabei nicht der Verkäufer der Eintrittskarten, sondern nur die Plattform, die Verkäufer und Käufer zusammenbringt. Wie genau Schalke versucht, die Verkäufer ausfindig zu machen, verrät Kleine-Wilde nicht. Die Verkäufer versuchen auf vielfältige Weise, ihre Identität zu verschleiern und so gestaltet sich die Identifizierung als schwierig.
Pikant im Fall des Spiels gegen Real Madrid ist auch, dass der Vorverkauf erst am Montagmorgen begonnen hat und schon nach wenigen Stunden wieder vorbei war. "Ausverkauft", konnte Schalke vermelden.
Der Kauf der begehrten Karten war nur den Vereinsmitgliedern der Königsblauen vorbehalten. Das bedeutet aber im Umkehrschluss nicht automatisch, dass Schalke-Mitglieder die Verkäufer der Karten auf Viagogo sind. "Es ist durchaus möglich, dass dort Karten angeboten werden, die die Personen noch gar nicht haben. Sondern dass sie davon ausgehen, noch ein Ticket zu bekommen, das sie dann dort anbieten", erklärt Kleine-Wilde.
Schalke verzichtete auf 3,6 Millionen Euro
Ursprünglich wollten die Schalker dem Internethändler 3000 Karten pro Saison zur Verfügung stellen, die mit maximal 100-prozentigem Aufschlag hätten weiterverkauft werden dürfen. 3,6 Millionen Euro hätte das in die leere Vereinskasse gespült.
Die Fans witterten eine "Legalisierung des Schwarzmarktes" und machten massiv Stimmung gegen den Vertrag. Über laute Protestbekundungen und Plakate mit der Aufschrift "ViaNOgo" brachten sie die Vereinsverantwortlichen zum Umdenken und kündigen des Vertrages.