Gelsenkirchen. Auch die Schornsteinfeger müssen mit der Zeit gehen und ihr Angebot umstellen. Nur noch 10-15% ihrer Arbeit macht das Kaminkehren aus. Viele haben sich inzwischen auf Beratungstätigkeit spezialisiert und so ihr Geschäftsfeld erweitert. Am Dienstag waren die Schornsteinfeger zu Besuch beim OB.

Na, wenn das kein Glück bringt. Dem Oberbürgermeister sowieso und der ganzen Stadt obendrein. Traditionsgemäß überbrachte Gelsenkirchens gesammelte Schornsteinfegerschaft ihre Wünsche für ein glückliches neues Jahr an Oberbürgermeister Baranowski. Zum ersten Mal kamen die Vertreter der Gelsenkirchener Kreisgruppe der Innung dafür ins Hans-Sachs-Haus. Der OB selber führte seine Gäste durchs Haus.

Erster Halt war im Ratssaal, wo der OB auch das Geheimnis von der in der Decke versteckten Leinwand und dem Fernseher lüftete: Wenn Schalke spielt, müssen die Ratssitzungen künftig nicht mehr unterbrochen werden. . . Man tauschte beste Wünsche, Blumen und Glücksbringer bei der der launigen Führung, die schließlich im Zimmer des Oberbürgermeisters endete, wo die Gelsenkirchener Schornsteinfegermeister Gelegenheit hatten, ihre Sorgen los zu werden.

Wandel macht Schornsteinfegern zu schaffen

Doch die sind in Gelsenkirchen nicht größer als anderswo, glaubt man Kreisobmann Hermann Kranefeld. Der Wandel der Zeit macht den Schornsteinfegern – die sich dank neuer EU-Bestimmungen nicht mehr Meister nennen dürfen – überall zu schaffen. Je mehr Fernwärme genutzt wird, desto weniger Schornsteine gibt es – und weniger Arbeit für die Schornsteinfeger.

„Aber das wird kompensiert durch die Kaminöfen“, gibt Kranefeld gleich Entwarnung. Die stehen heutzutage in vielen Haushalten und machen das halbjährliche Kaminkehren zur Pflicht. So wie auch die Feuerstelle durch den bevollmächtigten Bezirksschornsteinfeger (früher Meister) abgenommen werden muss.

Weniger als 1% der Hausbesitzer haben den Schornsteinfeger gewechselt

Die EU hat Weiteres neu geregelt, denn vor einem Jahr endete das Monopol der Schornsteinfeger, die jeder Hausbesitzer sich nun selber suchen darf – was aber kaum einer tut. „Der Wechsel war unter einem Prozent“, spricht Kranefeld aus eigener Erfahrung mit rund 2300 Häusern, die er in Gelsenkirchen betreut. Lohnend wird das Ganze ohnehin erst, wenn zum Kehren auch die hoheitlichen Aufgaben als bevollmächtigte Bezirksschornsteinfeger kommen.

Da allerdings werden die Karten dieses Jahr neu gemischt. Erstmals werden die Kehrbezirke ausgeschrieben – mit ungewissem Ausgang. Die Bezirksregierung entscheidet am Jahresende über die Vergabe. Punkte machen können die Schornsteinfeger mit Zusatzqualifikationen wie Lüftungstechnik, Baubetreuung, Energie- oder Schimmelpilzberatung. Die meisten haben ihr Geschäftsfeld inzwischen ohnehin erweitert. Kranefeld: „Nur vom Fegen kann man nicht mehr leben.“