Gelsenkirchen. Von der Peitsche bis zum Teppich: Delegationen, die Gelsenkirchen besuchen, haben oft Geschenke im Gepäck. Die guten Gaben werden gut verwahrt, öffentlich gezeigt werden sie aber nur selten. Und was verschenkt die Stadt? Tassen, Kunst und auch mal ein Trikot.

S.O.S. – Schlips, Oberhemd, Socken, das sind simple Klassiker beim großen Geben und Nehmen unterm Weihnachtsbaum. Gerne natürlich für die Herren. Oder vielleicht doch eher handgedengelte Kerzenhalter, die x-te Obstschale, das Räuchermännchen? Manche Geschenke zeugen nicht gerade von Fantasie, andere nicht unbedingt von Geschmack. Vieles ist gut gemeint und mit Bedacht gewählt, kommt aber dennoch nicht wirklich beim Beschenkten an, wird aber natürlich in Ehren gehalten. Und manches nimmt man entgegen, freut sich – weil ja die gute Geste zählt. Alles ein Stilfrage.

Nicht viel anders geht es der Stadt. Oder ihren Vertretern. Im Laufe eines Politikerlebens kommt da so einiges zusammen an guten Gaben – aus Partnerstädten, von Wirtschaftsdelegationen, von Kindern und Senioren. Im Hans-Sachs-Haus füllen die Geschenke Kartons und Keller-Regale, Dr. Holger Schrader, Abteilungsleiter Repräsentation und Bürgerangelegenheiten, hat die Schatzkammer geöffnet.

Eine kleine Kuriositätenschau

Das Holzgefäß zeugt von feinster Handwerkskunst, die Haube wird von einem doppelköpfigen Adler gekrönt, Lack und Gold glänzen um die Wette. Sieht aus wie ein besonderer Bowlentopf mit Winterlandschaft – schließlich hängen zwei geschnitzte Holzlöffel an. Oder vielleicht doch eher was für den besonderen Saunaaufguss? „Wir wissen es leider nicht. Die Funktion erschließt sich nicht“, sagt Schrader. Vielleicht sollte das Geschenk auch einfach nur dekorativ sein. Aus Schachty stammt es, der Partnergroßstadt im südlichen Russland, 3500 Kilometer entfernt. Ein besonderes Stück fand von dort ebenfalls den Weg ins Rathaus: Ein Ochsenziemer, ebenso kräftig wie kunstfertig geflochten aus schwarzem Leder. Die Peitsche brachten 2006 Oberbürgermeister Ponamarenko und seine Kulturdezernentin Viktoria Dorochowa als Gastgeschenk mit. Den Hinweis seines Amtskollegen, er könne mit der Peitsche ja mal im Rat für Aufmerksamkeit sorgen, nahm Frank Baranowski übrigens auf, allerdings ohne großes Lederknallen.

Was gab es sonst so? Diverse Teller, Platten und güldene Vasen mit Schmuck-Steinen von den Partnern aus dem türkischen Büyükcekmece, ebenso diverse Messing-Kaffeesets aus Bosnien-Herzegowina, wo Gelsenkirchen seit 1969 die Städtepartnerschaft mit Zenica pflegt. Ein röhrender Hirsch unter Plexiglashaube hat aus den Händen einer chinesischen Delegation den Weg in die Geschenkarchive gefunden, ein Schwert aus Afrika liegt ebenso sicher verwahrt wie ein riesiger, extra gefertigter Teppich, den der OB am 28. Juli 2006 bei einer Polizeisternfahrt im Schloss Horst von Motorradfahren aus Polen überreicht bekam. Das Datum des Besuchs ist eingewebt, der Grund auch – ganz praktisch als Erinnerungshilfe.

Diverse Grubenlampen für die Stadtspitze

Bei „mehreren Dutzend Bildern“ fällt die Zuordnung deutlich schwerer. Oder diversen Grubenlampen, die überreicht wurden. „Bei einer Ex-Bergbaustadt fanden viele Gäste dass wohl originell“, sagt Schrader.

Klarer ist die Provenienz der geschliffenen Kristallvase im Eimer-Format. Sie stammt aus Olsztyn. Zu Begründung der Städtepartnerschaft mit der polnischen Stadt wurde sie überreicht. 1992 stand sie erstmals im Mittelpunkt und 20 Jahre später wieder – mit Blumen gefüllt, als sich die Partnerdelegation zum Jubiläum ins Goldene Buch der Stadt eintrug. Eher praktisch-traditionell ist auch ein Präsent aus Newcastle upon Tyne. Eine Porzellanschüssel mit Motiven aus der Partnerstadt – vom Theatre Royal bis zum Earl Grey Memorial – passt es auch in blau-weiß farblich bestens zu GE. Apropos Schalke: Wenn lokale Delegationen was zu verschenken haben, gehen Club-Devotionalien oder Trikots natürlich immer, sind aber die Ausnahme. Man wolle die Stadt nicht auf ihren bekanntesten Club reduzieren, heißt es. Und so gibt es auch Bücher, Tücher, mal Kunstdrucke (mit Musiktheater-Blau). „Wir klären vorher protokollarisch ab, welche Geschenke bei den diversen Stationen nötig sein könnten und versuchen immer was zu finden, was Bezug zur Stadt hat“, sagt Schrader. Manches ist dabei von Dauer. Zur Fußballweltmeisterschaft 2006 wurden von Rosenthal Porzellantassen der WM-Orte produziert. Schrader: „Die Reste haben wir aufgekauft, da zehren wir heute noch von.“

Mit 20 Kilo Honig auf den Heimflug

Lange hatten die Besucher auch etwas von einer guten Gabe, die sie in Zenica mit auf den Heimweg bekamen. Zum Rückflug wurden der vierköpfigen Delegation fünf Kilo Honig geschenkt. Pro Kopf. Eine logistische Herausforderung, mit Schlepperei und Verteilungsproblemen daheim. Aber auch hier galt, was in jedem Fall für den Protokollchef gilt: „Das sind Geschenke. Egal von welcher Qualität die sind, die werden bewahrt und geschätzt."