Gelsenkirchen. Im Gelsenkirchener Johanniter-Stift gründete sich vor zwei Monaten ein begeisterter Schalke-Fanclub. Die zehn Mitglieder haben zusammen 834 Lebensjahre auf dem Buckel. Vor jedem Spiel treffen sie sich im Gemeinschaftsraum - Sie tippen Ergebnisse und singen die Schalke-Hymne.

Der jüngste Schalke-Fanclub ist, gemessen am Lebensalter seiner Mitglieder, wahrscheinlich der älteste. Vor zwei Monaten haben sie sich gegründet, die zehn Mitglieder haben zusammen 834 (!) Lebensjahre auf dem Buckel. Das jüngste Mitglied ist 77, das älteste 90. Über die Namensgebung machen sie sich noch Gedanken. „Schalke-Fangruppe Ü-80“ steht im Raum. Oder „Schalker Gymnastikgruppe des Wohnbereichs 3“. Denn dort haben die Bewohner des Johanniter-Stiftes in Resser Mark ihre gemeinsame Leidenschaft für den Bundesligisten entdeckt.

Vor jedem Spiel treffen sich „die Söhne und Töchter Kuzorras“ (ein weiterer Namensvorschlag) im Gemeinschaftsraum, tippen Spielergebnisse und singen die Schalke-Hymne. „Blau und Weiß, wie lieb ich Dich“ kennen alle auswendig, hohes Alter hin oder her. Nach der vierten Strophe recken sie die Faust und rufen „Tor, Tor, Tor“. „Seitdem wir singen, hat Schalke schon oft gewonnen“, erzählt Petra Charlotte Meyer (63). Sie besucht regelmäßig ihre Mutter im Seniorenheim und hatte die Idee, eine Fangruppe zu gründen. „Schalke verbindet immer; wir haben immer Gesprächsstoff.“

Bei der letzten Meisterfeier am Bahnhof

Die Gelsenkirchenerin liebt den Verein, seit sie 1958 als Achtjährige auf dem Schalker Bahnhof ankam und sich über den großen Empfang für die Flüchtlinge aus dem Osten wunderte (Erst nachdem sie aus dem Zug ausgestiegen war, erfuhr sie, dass der Jubelempfang dem Deutscher Meister S 04 galt). Sie hat einen „Blau-weißen Altar“ im Gemeinschaftsraum eingerichtet mit Wimpel, Spieler-Collage, darunter auch „Kloppo“ („der will Schalke nichts Gutes“), Adventskalender, Autogrammkarten, S 04-Shirt … Jüngste Errungenschaft ist eine Schiefertafel, auf der steht „Schalke 04 : FC Basel 2:0“, „weil das Ergebnis so schön ist“.

Es ist, als begänne mit der Fangruppen-Gründung eine neue Zeitrechnung für die Senioren. Ursula Lorenz (88) erzählt von den schwarz-gelben Unterhosen, die sie mal dem Enkel schenkte. „Bevor ich die trage, laufe ich lieber nackig rum“, habe er das Geschenk kommentiert. Ungezählt die Male, wo Heinz Gies (90) und Erwin Ernst (82) in die Glückauf-Kampfbahn und ins Parkstadion gingen. Der 82-Jährige erinnert sich an das erste Spiel, das er 1946 in der Glückauf-Kampfbahn erlebte. Der süddeutsche Meister VfB Stuttgart wurde mit 7:1 „geschrubbt“, der Nordmeister Hamburger SV fuhr mit einer 2:0 Niederlage nach Hause. Oder 1967, als Mönchengladbach elf Mal den Ball im Schalker Tor versenkte. Wo wir beim Aufrechnen sind. „Das Schlimmste war das Pokalspiel, als Bayern in der Nachspielzeit doch noch gewann“, erinnert sich Heinz Gies. Die Damen der Ü 80-Rund denken eher an das Heute, haben schon lange ihr Herz verloren. „Wir lieben alle den kleinen MM“ (Max Meyer, 1,69 m). Ein Besuch ihres Fußballidols wäre „wunderschön“.

Wo wir beim Wünschen sind. Gehört die Meisterschaft nach Gelsenkirchen? „Verdient wär’s“, sagen die „Schalker Ü-80“. Und wenn es die Fußballgötter doch anders wollen? Kein Grund zur Klage. „Wir singen weiter.“

100.000 Fans auf Schalke

1/37