Gelsenkirchen.

Einsamkeit quält viele Menschen. Aus unterschiedlichen Gründen. Es sind Menschen, deren Lebenspartner verstorben ist, die sich gerade frisch getrennt haben oder die noch neu sind in einer fremden Stadt.

Einsamkeit betrifft Junge und Alte, Arme und Reiche, Menschen jeden Glaubens. Alleinsein ist eine tägliche Last, am schlimmsten aber zu ertragen ist sie am Heiligen Abend, dem klassischen Fest der Familie.

Solchen Alleinstehenden bietet der CVJM (Christl. Verein junger Menschen) in dieser Heiligen Nacht eine Tür zum Anklopfen an. Und das bereits zum 49. Mal. Eingelassen ins festlich erleuchtete Haus an der Bokermühlstraße 22 wird absolut jeder, der kommt. Nur eines darf er nicht: Alkohol im Gepäck haben. „Da achten wir sehr genau drauf“, versprechen die Organisatoren Dietrich Krause und Ralf Keddigkeit. Beide betreuen die Weihnachtsfeier für Alleinstehende schon seit vielen Jahren und sind stolz darauf, diese bis heute anbieten zu können: „Es gab viele Höhen und Tiefen in unserem verein, aber die Weihnachtsfeier stand nie zur Disposition“.

Stammgäste und Neulinge

Dietrich Krause, Mitglied der ökumenischen Laienbewegung „action 365“, ist fast von Anfang an, nämlich seit nunmehr 46 Jahren, mit Engagement und Leidenschaft dabei: „Meine ganze Familie ist da mit hineingewachsen, das ist für uns eine Selbstverständlichkeit geworden.“

Dabei: Selbstverständlich ist soziales Engagement gerade am Heiligen Abend sicherlich nicht. Helfen, wenn andere gemütlich daheim sitzen im trauten Kreise. Und dennoch finden sich Jahr für Jahr rund 30 ehrenamtliche Helfer, die für diesen Abend kräftig mit anpacken: die Brötchen schmieren, Würstchen heiß machen, die Tische decken und die musizieren. Und erst danach mit der Familie feiern.

„Der jüngste Helfer in diesem Jahr ist erst 13 Jahre alt“, freut sich Ralf Keddigkeit, Vorsitzendes des CVJM Gelsenkirchen-City, über das Engagement. Der älteste ist 75 Jahre alt. So breit gefächert wie die Altersstruktur der Helfer ist auch die der Gäste. Alleinstehende mit Kindern sind ebenso vertreten wie Senioren in hohem Alter. Es kommen viele Stammgäste vorbei, aber auch ein großer Teil Neulinge. Obdachlose sind darunter, auch junge Muslime kamen bereits vorbei. Rund 200 Besucher aus dem ganzen Stadtgebiet werden in jedem Jahr erwartet.

Am Ende, wenn alle glücklich und zufrieden nach Hause gehen, dann überträgt sich das auch auf die Helfer. Krause: „Die Dankbarkeit der Menschen ist unser größer Lohn.“

Besuch der Feier ist kostenlos

Punkt 19 Uhr beginnt der Einlass zur Weihnachtsfeier für Alleinstehende im CVJM-Haus an der Bokermühlstraße 22. Dann sind die Tische bereits festlich dekoriert. Am Anfang erklingt festliche Musik, gefolgt vom Verlesen der Weihnachtsgeschichte und der Verkündigung. Ein beliebter Klassiker. „Genau das wollen die Leute an diesem Abend hören“, weiß Dietrich Krause.

Dann wird der Tisch gedeckt mit belegten Brötchen, mit Brühwürstchen und Kartoffelsalat, dazu werden Plätzchen gereicht und Kaffee und Softdrinks serviert.

Warum jemand kommt, woher er kommt, wer er ist, danach fragt an diesem Abend niemand. An jedem Tisch sitzt auch ein Mitarbeiter des Veranstalterteams. Ralf Keddigkeit: „Wer will, kann reden, muss aber nicht. Einige wollen gerne ihr Herz ausschütten, dann hören wir zu.“ Wer einfach nur mitfeiern will, ist genauso willkommen.

Der Besuch der Feier ist kostenlos. Das ist nur mit Hilfe vieler Sponsoren möglich. Die Firma Nickel zum Beispiel stellt Busse zur Verfügung, damit Gäste am Ende (gegen 22 Uhr) wieder nach Hause gefahren werden können, andere stiften Brötchen, Würstchen, Gebäck, Geschenktüten.