Gelsenkirchen. Auf acht Hektar Fläche im Hochsauerland wachsen die Weihnachtsbäume für Gärtner Seppelfricke. Seine Spezialität im Betrieb in Schalke-Nord: Festbäume im XXXL-Format. Spitzenreiter 2013 ist ganz klar das Zwölf-Meter-Schmuckstück für die Herner Akademie Mont Cenis.

Schalke-Nord – Bestwig: Zwischen dem Ort im Hochsauerland und der Gärtnerei von Thomas Seppelfricke liegen rund 130 Straßenkilometer. Um diese Jahreszeit läuft zwischen den Orten ein reger Pendelverkehr: Seppelfricke holt dann Nachschub, von seiner Weihnachtsbaum-„Plantage“. Seine Spezialität: Bäume im XXXL-Format, die normale Wohnzimmer-Dimensionen sprengen.

Allein 21 Kirchengemeinden wird Seppelfricke in der nächsten Woche mit Edeltannen beliefern. Auf dem Hof liegt Freitag bereits die Fracht auf dem Liefer-Lkw, die heute ausgefahren wird – darunter ein Acht-Meter-Exemplar, das in der Feldmark in St. Antonius seine ganze Pracht entfalten soll. Spitzenreiter 2013 war ganz klar das Zwölf-Meter-Schmuckstück für die Herner Akademie Mont Cenis. Kostenpunkt: 480 Euro.

Nicht gerade ein horrender Preis, wenn man weiß, dass ein Nadelbaum gut 20 Jahre braucht, um diese Höhe zu erreichen. Edeltannen bringen es in rund sechs Jahren auf Zweimeter-Maß, Nordmänner brauchen dafür bis zu acht Jahre. Fichten wachsen schneller. Zwei Meter legen „sie in vier bis fünf Jahren zu“, sagt Seppelfricke. Doch aus den Wohnstuben wurde der Baum beinahe verdrängt. Bis zu 1400 Weihnachtsbäume wird Seppelfricke dieses Jahr verkaufen, davon höchstens 120 Fichten. Und die stehen in der Regel dann „als Zweitbaum auf dem Balkon“ oder gehen an Läden oder Weihnachtsstände – als adventliche Dekoration, so der Gärtner.

Acht Hektar Anbaufläche im Hochsauerland

Seit fast 30 Jahren ist Seppelfricke auch Nebenbetriebs-Forstwirt. Sein Saisongeschäft macht’s nötig. Als damals ein Partner aus dem Sauerland, der über Jahrzehnte auf dem Hauptmarkt und bei Seppelfricke Festbäume verkauft hatte, seinen Betrieb aufgab, übernahmen die Schalker das Geschäft und acht Hektar Anbaufläche, verteilt auf mehrere Schonungen. „Vor Ort haben wir jemanden, der die Flächen mitbewirtschaftet.“ Übers Jahr sind die Besuche selten, aber spätestens im September wird es ernst: Dann wird ausgezeichnet und festgelegt, an welchem Baum in diesen Tagen die Säge angesetzt wird. Aktuell hat Seppelfricke vier seiner Mitarbeiter in Bestwig über 14 Tage im Dauereinsatz, für die Unterbringung hat er extra eine Wohnung angemietet. Bisher, sagt er, „ist es ideal gelaufen, wir haben alle Bäume ohne Schnee schlagen können. Das war wie Weihnachten und Ostern an einem Tag.“

Im Hochsauerland bei Bestwig liegen die acht Hektar Anbaufläche von Thomas Seppelfricke.
Im Hochsauerland bei Bestwig liegen die acht Hektar Anbaufläche von Thomas Seppelfricke. © WAZ

Verkaufsräume und Lagerflächen an der Hochkampstraße liegen und stehen voller Bäume – Minitännchen auf Holzplatten, Riesinnen im Netz, so ziemlich alle Größen dazwischen. In ein paar Tagen, weiß der Chef, „ist der Hof leer“, sind alle verkauft. Aber der Nachschub rollt quasi schon an...

Experten-Tipp rund um den Festbaum

Frische-Check: „Wenn ich die Schnittstelle anfasse und habe Harz an den Fingern, weiß ich, dass der Baum frisch ist.“ Ein schlechtes Zeichen: anliegende Nadeln. Der Baum steht schon länger trocken. Gelbe Nadeln zeigen, frische Triebe haben Spätfrost abgekriegt.

Ein Mini-Trecker mit Spezialvorrichtung dient als „Anspitzer“ – damit der Baum auch in den Ständer passt.
Ein Mini-Trecker mit Spezialvorrichtung dient als „Anspitzer“ – damit der Baum auch in den Ständer passt. © WAZ FotoPool

Frisch-Halten: Den Baumstamm noch mal abschneiden, damit er besser Wasser aufnehmen kann – und dann natürlich auch wässern.

Preisvergleich: Ein Meter Edeltanne kostet bei Seppelfricke im Schnitt 10 €, Nordmänner 14 €; Anspitzen und kostenloser Lieferdienst innerhalb Gelsenkirchens gehören zum Service.

Auswahl: Baumkauf ist oft Paar-Sache, die Männer entscheiden gerne mit. „Die Leute sind wählerischer geworden“, stellt der Gärtner fest. "Die fünf bis zehn Tage, die der Baum in der Regel steht, soll er traumhaft aussehen."