Gelsenkirchen. Wenn zu ungewöhnlichen Zeiten das Telefon klingelt, ahnt der ehernamtliche Notfallseelsorger Dirk Eggert (37) bereits: Es ist etwas Schreckliches passiert. Irgendwo stehen neben verkeilten Autowracks traumatisierte Menschen am Straßenrand, irgendwo muss den Angehörigen die schreckliche Nachricht überbracht werden. Und die brauchen jetzt Beistand.

Wenn zu ungewöhnlichen Zeiten das Telefon klingelt, ahnt der ehernamtliche Notfallseelsorger Dirk Eggert (37) bereits: Es ist etwas Schreckliches passiert. Irgendwo stehen neben verkeilten Autowracks traumatisierte Menschen am Straßenrand, irgendwo muss den Angehörigen die schreckliche Nachricht überbracht werden. Und die brauchen jetzt Beistand.

Vor zwei Jahren ließ sich Feuerwehrmann Eggert zum ehrenamtlichen Notfallseelsorger schulen. Er kümmert sich in seiner Freizeit („Es gibt eine strikte Trennung zwischen Feuerwehreinsatz und Ehrenamt“) um Menschen in seelischer Not: bei Verkehrsunfällen, bei der Überbringung einer Todesnachricht und auch um die psychosoziale Betreuung der Einsatzkräfte selbst. Die Rettungsdienststelle fordert ihn auf Wunsch von Rettungsdienst, Feuerwehr oder Polizei an. Dann startet er zusammen mit seinem Kollegen Thomas Lingner (53). „Es kann passieren, dass wir, nachdem die Polizei die Todesnachricht überbracht hat, vier, fünf Stunden bei den Angehörigen bleiben“, erklärt Eggert.

Der Kreis der Notfallseelsorger der katholischen und der evangelischen Kirche schmilzt immer mehr dahin. „Gäbe es die ehrenamtlichen Notfallseelsorger nicht, dann könnten wir die Arbeit nicht mehr gewährleisten“, sagt Pfarrer Peter Rutz, hauptamtlicher Beauftragter in der Notfallseelsorge.

Getrennte Trauerwege

Damit Hinterbliebene nicht nur mit einem Vaterunser getröstet werden, betreut Cesur Özkaya (43) muslimische Angehörige nach Schicksalsschlägen. Vor allem in Situationen, die für Angehörige und Unfallbeteiligte geradezu apokalyptisch erscheinen, sucht er zwischen Polizei und den Angehörigen aus dem anderen Kulturkreis zu vermitteln. Überall Blaulicht, die Absperrungen, die neugierige Menge – das weckt Emotionen. „Deshalb suche ich Freunde der Opfer, um langsam den Kontakt zur Familie des Opfers aufzubauen“, sagt der 43-jährige Hausmeister der Gesamtschule Bergerfeld, der Vorsitzender der Ditib-Gemeinde Gelsenkirchen-Hassel ist.

Ziehen sich die deutschen Hinterbliebenen oft allein in ihrer Trauer zurück, so trösten bei den Türken Verwandte, Freunde und Bekannte. Und noch etwas unterscheidet die türkischen Trauernden von den deutschen: In ihrem Schmerz, so berichtet Özkaya, gehen die Geschlechter in traditionell geprägten Familien oft getrennte Wege. „Darum suche ich den Kontakt zu den Männern.“ So wie vor einer Woche, als ein Auto mit drei jungen Leuten, die auf dem Weg zu einer türkischen Hochzeit waren, verunglückte und ein Insasse starb.