Gelsenkirchen. Die Entschärfung zweier Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg in Gelsenkirchen wurde von einem tragischen Ereignis überschattet. Als Mitarbeiter des Ordnungsamtes prüften, ob auch alle das Sperrgebiet verlassen haben, fanden sie eine 88 Jahre alte Frau tot in ihrer Wohnung.

Alles sah Donnerstagmittag um 12 Uhr nach Routine aus bei der geplanten Bombenentschärfung in Beckhausen an der Albert-Schweitzer-Straße. Alle der rund 900 Anwohner im Radius von 300 Metern von den Fundstellen hatten ihre Häuser verlassen. Der Kampfmittelräumdienst war bereits in Position. Mitarbeiter des Ordnungsamtes gingen noch einmal durch das Sperrgebiet, schauten nach, ob auch alle ihre Wohnungen verlassen hatten. Plötzlich rief ein Ordnungsamtsmitarbeiter ins Funkgerät: „Watt, das gibt es doch gar nicht.“

In einer Wohnung an der Rosenstraße fanden die Ordnungskräfte eine 88 Jahre alte Frau tot auf. Zuvor hatten sie den ebenfalls 88 Jahre alten Ehemann vor dem Haus angetroffen. Auf die Frage, ob die Wohnung geräumt sei, antwortete er: „Nein, meine Frau ist noch da, aber die ist heute etwas komisch. Sie antwortet nicht mehr.“

Als die Ordnungsamtsmitarbeiter die Wohnung betraten, wussten sie auch warum. Die Frau war im Laufe des Vormittags verstorben. Ein Gewaltverbrechen wurde schnell ausgeschlossen. Der 88-Jährige wurde von einen Notfallseelsorger begleitet aus dem Haus geführt. Der Mann wird psychologisch betreut. Ein äußerst tragisches Ereignis.

900 mussten Wohnungen verlassen

Unterdessen liefen die Vorbereitungen für die Entschärfung der beiden 500 Kilogramm schweren Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg weiter. Für den Kampfmittelräumdienst gab es keine Probleme. Allerdings lagen die beiden Kriegsbomben mit fünf bzw. sechs Metern ungewöhnlich tief im Boden. Eine Folge der Bodenbeschaffenheit, wird vermutet. Uwe Pawlowski vom Kampfmittelräumdienst entschärfte zwei von drei Fliegerbomben, eine war ohne Zünder. Er brauchte keine halbe Stunde für den Ausbau der beiden Zünder. Danach wurden die Bomben auf einen Lkw verladen und abtransportiert. Die Herrichtung des Neubaugebietes kann weiter gehen.

Um 14.29 Uhr konnten die rund 900 Bewohner, keine Stunde später als geplant, zurück in ihre Wohnungen, die sie kurz vor Zwölf verlassen mussten.

Leichenfund bei Bombenentschärfung

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Das Finden von Fliegerbomben ist nicht zufällig. Die alliierten Streitkräfte haben im Zweiten Weltkrieg nach den Angriffen Aufklärungsflugzeuge über das bombardierte Gebiet fliegen lassen. Die haben akribisch genau die Flächen fotografiert. Anhand dieser Luftaufnahmen in Schwarz-Weiß lässt sich gut erkennen, in welchen Bombentrichtern ein Blindgänger liegt und an welcher Stelle gesucht werden muss. Auf diese Art und Weise werden die meisten Blindgänger ausfindig gemacht. Allerdings kommt es immer wieder vor, dass bei Tiefbauarbeiten überraschend auf eine alte Fliegerbombe gestoßen wird.