Gelsenkirchen. Die neue Traumambulanz in Gelsenkirchen bietet eine erste Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche in akuter Notlage. Dadurch gibt es im nördlichen Ruhrgebiet endlich keine Versorgungslücke mehr. Die kurzfristige Behandlung hilft den Opfern auf lange Sicht und entlastet zusätzlich die Krankenkassen.

Für Kinder und Jugendliche, die in Gelsenkirchen Opfer von Gewalt wurden, war bislang die Kinder- und Jugendklinik Datteln zuständig. Das gehört der Vergangenheit an. Die Tagesklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie an der Adenauerallee 30 verfügt nun über eine Traumaambulanz, die in Akutsituationen erste Anlaufstelle ist.

Psychotherapeutische Unterstützung

„Jetzt ist Gelsenkirchen kein weißer Fleck mehr auf der Landkarte der Traumaversorgung bei Kindern und Jugendlichen. Wir schließen eine Versorgungslücke im nördlichen Ruhrgebiet“, sagten Dr. Wolfgang Kirsch, Direktor des Landschaftsverbandes Westfalen-Lippe und Werner Neugebauer, Geschäftsführer der Kinder- und Jugendklinik. Gemeinsam unterzeichneten sie einen Vertrag zur Einrichtung einer Traumaambulanz nach dem Opferentschädigungsgesetz. Ziel ist, Kindern und Jugendlichen, die Opfer von Gewalttaten sind, zeitnah nach dem Erlebnis eine psychotherapeutische Unterstützung anzubieten, um zu verhindern, dass sie „retraumatisiert werden“, so die Leiterin der Tagesklinik Dr. Irmgard Franek.

„Im Regelfall reichen fünf probatorische Sitzungen, um zu sehen, ob weitere Hilfen erforderlich sind“, bezog sich LWL-Direktor Dr. Kirsch auf Erfahrungen aus den Traumaambulanzen in LWL-Kliniken. 16 Ambulanzen gibt es mittlerweile in Westfalen, davon sind sieben speziell für Kinder und Jugendliche, neun Ambulanzen werden in LWL-Kliniken geführt. Jährlich nehmen in Westfalen zwischen 250 und 300 Gewaltopfer das Angebot in Anspruch. Die Kosten für Therapien belaufen sich auf rund 100.000 Euro.

Schnelle Hilfe entlastet Kassen

Schnelle Hilfe für die Gewaltopfer entlasten auf Dauer die öffentlichen Kassen. „Sind Kinder und Jugendliche Opfer von Gewalttaten, ist eine schnelle und unmittelbare Krisenintervention wichtig, damit sie in ihren Lebensalltag zurückfinden“, sagte Dr. Irmgard Franek. Grundlage für eine kurzfristige professionelle Unterstützung ist, dass das Opfer „menschliche Gewalt“ erlebt haben muss. Das Versorgungsamt des LWL übernimmt in diesem Fall die Kosten der psychotherapeutischen Leistung für fünf Therapiestunden. Ist eine längerfristige Betreuung notwendig, helfen niedergelassene Kollegen.

Vier erfahrene Psychotherapeuten arbeiten in der Traumaambulanz, die, so schätzte Dr. Irmgard Franek, „für jährlich 30 bis 50 maximal 80 Fälle eingestellt ist“. Eine Höchstzahl, die hoffentlich nicht erreicht werde, so Dr. Kirsch. Die Traumaambulanz ist eng vernetzt mit den Opferbeauftragten in Gelsenkirchen-Buer, mit dem Weißen Ring und der Notfallseelsorge.