Gelsenkirchen.

Grausame menschliche Tragödien auf farbexplosiven Bildern, die auf den ersten Blick überbordend fröhlich, witzig und vital wirken: Der Berliner Maler Lou Favorite stellt seine bildgewaltigen Zyklen „Lampedusa“ und „Playground“ ab dem heutigen Donnerstag im Showroom der Galerie Kabuth an der Hauptstraße 51-53 aus.

Titel der Schau: „Nothing is ever finished“ (Nichts ist irgendwann beendet).

Maler, Musiker, Komponist

Durch die großen Schaufenster leuchten die großformatigen Bilder, Objekte und Installationen bereits von draußen in kräftig-grellem Rot, Gelb, Violett, Grün oder Blau. „Die Farben bilden bewusst einen Kontrast zum Inhalt, weil man sonst ja wahnsinnig werden würde“, sagt der 1966 geborene Künstler, der in Neukölln nicht nur ein Atelier, sondern in Kreuzberg auch noch als Musiker, Komponist und Produzent ein Tonstudio betreibt.

Der Halb-Italiener Lou Favorite (sein richtiger und kein Künstlername) setzt sich seit vielen Jahren mit den Flüchtlingsdramen an der Küste der Mittelmeerinsel Lampedusa auseinander, Katastrophenszenarien, die ihn seit seiner Kindheit beschäftigen, „lange bevor das Thema in den Medien präsent war“.

„Es gibt viel zu entdecken“

In einer Mischung aus abstrakten Farbflächen und figurativen Elementen wimmelt es in Favorites jung-dynamischen Bildern von verwirrenden Versatzstücken: comicähnliche Figuren, Manga-Zeichnungen, Graffiti, Street Art, ein Hauch von HipHop. Es sind die Grenzen von Technik und Themen, die er immer wieder ausloten und überschreiten will.

Die Bilder wirken äußerst vielschichtig, doppelbödig, es sind Welten, in denen der Betrachter spazieren gehen kann. „Es gibt viel zu entdecken“, sagt der Maler über seine narrativen Kompositionen, die er als eine Art künstlerischer Spurensicherung von Weltereignissen begreift.

Malerei als Prozess

Grenzen gibt es nicht in diesem Wirrwarr an Formen und Farben: „Ich ermögliche es dem Betrachter, sein jeweils eigenes Bild zu sehen.“

Auf den „Lampedusa“-Bildern entdeckt der Betrachter vor allem menschliche Gestalten, in der Serie „Playground“ stehen geometrische und abstrakte Formen im Mittelpunkt. Hier entstehen Szenarien, die an Kinderspielplätze, Spaßbäder oder gigantische Vergnügungsparks erinnern. Favorite malt seine scheinbar spontanen Werke mit Öl und Acryl, collagiert, bindet Stoffe, Frottee oder Klebeband mit ein. „Ich betrachte Malerei als Prozess, kratze in die Schichten, trage Farbe auf, ziehe sie wieder ab.“ So entsteht ein Kosmos, den es zu entdecken gilt. Bis 10. Januar.