Dorsten.

Intensiver Ölfarbengeruch empfängt den Besucher am kommenden Samstag in der Galerie Virtuell-Visuell in der Wiesenstraße: Zwei Drittel der 113 Bilder, die Lou Favorite aus seinem Atelier in Berlin Neukölln mitgebracht hat sind mehr als frisch, sprich, die Farbe ist noch nicht trocken. „Ich liebe die Möglichkeit von Themenausstellungen. Da fallen mir laufend neue Bilder ein“, sagt der Künstler.

Favorites Themen in der aktuellen ViVi-Austellung heißen „Lampedusa“ und „Play-ground“. Lampedusa, die italienische Insel im Mittelmeer, das ist eine südliche Grenze Europas, geografisch auf der Höhe von Tunesien. Sie ist Synomym für Flüchtlingsströme, Drängen der armen Menschen des afrikanischen Kontinents in das vermeintliche Schlaraffenland der „ersten Welt“.

„Die Idee der Grenze fasziniert mich, malerisch und politisch“ erläutert der 46-Jährige. Tatsächlich sind seine Bilder „Grenzgänge“ zwischen ge-genständlicher und abstrakter Malerei. Auf den ersten Blick zeigt sich nichts als intensive Farben in Öl, teils plastisch unterstützt durch Untergrundmaterialien wie PU-Schaum, Quarzsand oder Frottee-Stoff. Die intensive Betrachtung offenbart eine Vielzahl von Details, neue Figuren treten in den Vordergrund, fast ein moderner Hieronymus Bosch.

„In diesen Bildern kann man spazieren gehen. Je länger der Betrachter sie anschaut, desto emotionaler wird die Ausstrahlung“ begeistert sich Angelika Krumat von Virtuell-Visuell, die den Maler schon seit den 1990er Jahren kennt.

In den versteckten Ausschnitten sind die Botschaften, die Favorite vermitteln will. „Ich male, um zu komunizieren“, sagt er.

Aber die Aussagen von Lou Favorite sind nicht plakativ, auf den ersten Blick erkenntlich. Der Künstler fordert den Betrachter, will wissen, auf welchem Niveau sich dieser befindet.

Grenzsituationen und Vielschichtigkeit sind Lou Favorite in die Wiege gelegt. Michele Angelo Favorite, so sein bürgerlicher Name, ist Sohn eines Italieners und einer Deutschen, der im Odenwald aufwuchs. Kindheits erinnerungen an Ferien in Apulien fließen in die Arbeiten ein. Aber es gibt da keine Mittelmeerromantik, sondern Afrika, personifiziert in den damaligen Gastarbeitern von der Elfenbeinküste. Die sind dem Wahl-Berliner im Gedächtnis geblieben. „Mich haben die Griots fasziniert, die Geschichtenerzähler vom schwarzen Kontinent. So sehe ich mich auch.“

Favorites Gemälde sind eben solche lebendigen Geschichten. „Playground“ ist die zweite Thematik der Ausstellung. Spielplätze und Erlebnis-Areale, die sich den Kindern von heute wie abgetrennte Welten präsentieren.

Mit seiner Flut an farbigen Details lädt Lou Favorite auch hier ein, Grenzen zu sehen und zu überschreiten.