Gelsenkirchen. Das Sinti-Mädchen Rosa Böhmer wurde 1943 in den Gaskammern von Auschwitz ermordet. Bereits seit 2008 bemüht sich Andreas Jordan, die Erinnerung an sie wach zu halten. Seinen Vorschlag auf einen Gedenkplatz lehnte die BV-Mitte nun ab. Nun geht die Suche nach einer angemessenen Fläche weiter.

Die Leidensgeschichte der Rosa Böhmer bewegt bis heute. Die kleine Bueranerin wurde am 13. August 1943 im Alter von neun Jahren in den Gaskammern von Auschwitz ermordet, weil sie ein Sinti-Mädchen war. Andreas Jordan vom Gelsenzentrum, dem Verein für regionale Kultur- und Zeitgeschichte, bemüht sich bereits seit 2008, die Erinnerung an das Mädchen wach zu halten (wir berichteten). Passiert ist seitdem aber nicht viel. Gestern lehnten die Politiker der Bezirksvertretung Mitte den Bürgerantrag auf die Umbenennung einer Fläche in „Rosa-Böhmer-Platz“ ab. Nun geht die Suche nach einem Gedenkort weiter.

Zum Hintergrund: In einem Antrag an die Stadtverwaltung hatte Jordan im April dieses Jahres gefordert, den Platz zwischen Bildungszentrum und dem Wohnhaus „Weißer Riese" nach Rosa Böhmer zu benennen. In einer symbolischen Aktion legten er und seine Mitstreiter Blumen nieder und klebten ein Schild mit ihrem Namen an den Platz. In der gestrigen Sitzung der BV-Mitte appellierte Jordan noch einmal an die Politik: „Es ist wichtig, dass zeitnah etwas passiert, gerade in Hinblick auf die Zuwanderung, die 2014 auf uns zukommt.“

Fläche nicht angemessen

Doch die zur Diskussion stehende Fläche sei aufgrund seiner versteckten Lage zwischen zwei großen Gebäuden häufig verschattet und wirke dunkel, argumentiert die Verwaltung in der Beschlussvorlage. Auch werde der Bereich von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen und genutzt. Eine Benennung an dieser Stelle scheine daher einer Erinnerung an die Verbrechen der Nazis an Sinti und Roma nicht angemessen. Die Mehrheit der Politiker stimmte der Empfehlung der Verwaltung zu.

Einen Platz an anderer Stelle zu finden, gestalte sich jedoch äußerst schwierig, weiß Prof. Dr. Stefan Goch, Leiter des Instituts für Stadtgeschichte. Er und seine Mitarbeiter suchen bereits nach geeigneten Orten in der Stadt. „Der gute Wille ist da, nur den passenden Ort zu finden, ist ein Problem.“ Goch weiß: „Eigentlich bräuchten wir ein Neubaugebiet.“ Freie Flächen, die dem Anlass würdig seien, sind im Süden der Stadt kaum vorhanden. In der Umgebung der ehemaligen „Zigeuner-Lagerplätze“, von denen aus Sinti und Roma deportiert wurden, um das ehemalige Freibad Grimberg, bzw. zwischen Schalker Verein und Bogestra-Depot, seien keine Freiflächen vorhanden. Auch an der Bergmannstraße, dem letzten Wohnort der Familie, stehe keine Straße für eine Umbenennung zur Verfügung. Auch wenn die Verfolgung der Sinti und Roma in Gelsenkirchen gut dokumentiert sei, sagt Goch, fehle eben ein symbolisches Zeichen. Bis dieses entstehen kann, wird es wohl noch dauern.