Gelsenkirchen. Auf dem Friedhof Horst in Gelsenkirchen wird jedes Jahr im September an 138 jüdische Frauen und Mädchen gedacht, die 1944 bei einem Bombenangrif ums Leben gekommen sind. Unter Einsatz ihres Lebens kümmerten sich Arzt und Pfleger um die verletzten Mädchen und Frauen, retteten sie von der Gestapo. Daran wird bei der alljährlichen Gedenkfeier erinnert.
Der Opfer gedenken. Und derer, die geholfen haben, während andere Verbrechen begingen oder wegsahen. Das wird auf dem Friedhof Horst jedes Jahr um den 11. September herum praktiziert. Schon seit 1948, ohne Unterbrechung. Hier ist die Gedenkstätte für die 138 ungarischen, jüdischen Mädchen und Frauen, die am 11. September 1944 bei einem Bombenangriff auf schreckliche Weise ums Leben gekommen sind.
Die Opfer waren verschleppt worden nach Gelsenkirchen, leisteten Zwangsarbeit, als die Bomben das Lager trafen. „Es waren 2000 Mädchen und Frauen, die Jüngste war erst 15“, erklärt Karl-Heinz Rottmann. Er hat Ende Januar eine Schrift veröffentlicht, die sich mit dieser schlimmen Zeit in Gelsenkirchen auseinandersetzt. Titel: „Du hast nicht hingeguckt bei Nacht.“
Hilfe für 17 Frauen
Wer nicht nur richtig hingeschaut hat und den bei dem Bombenangriff schwer verletzten 17 Frauen und Mädchen geholfen hat, waren Dr. Rudolf Bertram und Pfleger Franz Schimion. Auch daran erinnerte am Sonntag bei der Gedenkfeier auf dem Friedhof Horst Judith Neuwald-Tasbach, in zweiter Amtszeit Vorsitzende der jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen. „Meine Mutter Cornelia war unter ihnen.“
Unter Einsatz ihres Lebens kümmerten sich Arzt und Pfleger um die verletzten Mädchen und Frauen, retteten sie von der Gestapo. Daran wird bei der alljährlichen Gedenkfeier erinnert. Auch wenn sich mit knapp 30 Personen keine große Gruppe versammelt hatte, war auffallend, wie gut sich die Menschen untereinander verstanden. So waren auch die Töchter von Dr. Bertram und des Pflegers Schimion wieder dabei. Judith Neuwald-Tasbach zitierte aus dem babylonischen Talmut (Traktat Sanhedrin): „Wer auch immer ein einziges Leben rettet, der ist, als ob er die ganze Welt gerettet hätte.“
Das Furchtbare, was vor 69 Jahren an den verschleppten Mädchen und Frauen begangen wurde, soll unvergessen bleiben.