Gelsenkirchen. Im Hans-Sachs-Haus kamen am Samstag Akteure aus Verbänden und Verwaltung zusammen, um darüber zu sprechen, wie Inklusion in Gelsenkirchen vorangetrieben werden kann. Konflikte gehören dazu.
Alle Menschen, ganz egal ob mit oder ohne Handicap, sollen in Gelsenkirchen gleichberechtigte Teilhabechance haben, darüber ist man sich in der Gelsenkirchener Politik einig.
Doch bis dahin ist noch ein weiter Weg zu gehen. Wohin dieser Weg führt, darüber diskutierten am Samstag im Hans-Sachs-Haus eine Allianz aus Personen und Organisationen der Zivilgesellschaft, die Arbeitsgemeinschaft der Behindertenverbände und Selbsthilfegruppen, Initiativen und Akteure der Stadtverwaltung.
Unter dem Motto „Inklusion in Gelsenkirchen leben“ referierte zunächst H.-Günter Heiden, Koordinator der BRK-Allianz aus Berlin. „Inklusion ist eine Querschnittsaufgabe“, lautete sein Credo. „Sie kann nur bewältigt werden, wenn alle Bürger der Stadt einbezogen werden. Es geht auch nicht nur um körperlich beeinträchtigte Menschen. Kognitive und psychische Belastungen betreffen ebenfalls viele Personen. Auch das muss berücksichtigt werden.“ Mit einer gelebten Nachbarschaft könne es zum Beispiel gelingen, Ängste zu nehmen.
"Es muss nicht das Sozialamt sein"
Prof. Dr. Albrecht Rohrmann berichtete über seine Erfahrungen als Forscher an der Uni Siegen. Mit den Themen Sozialrehabilitation und Inklusion kennt er sich bestens aus und weiß, worauf es ankommt: „Patentrezepte gibt es nicht. Jede Stadt muss ihren eigenen Weg finden“, ist er sich sicher.
Wichtig ist vor allem die gute Vernetzung. Das Engagement von Schulen, Unternehmen, Arztpraxen und weiteren zivilgesellschaftlichen Akteuren müsse bei der Stadt zusammenlaufen. „Es muss nicht unbedingt das Sozialamt sein. Schließlich geht es nicht um Soziales, sondern um Menschenrechte“, so Rohrmann.
"Handfeste Konflikte eingehen"
Diesen Weg ist man in Gelsenkirchen gegangen. Seit einigen Jahren gibt es eine Stabsstelle für Senioren und Inklusion unter der Leitung von Dr. Wilfried Reckert. „Außerdem macht die Arbeitsgemeinschaft der Behindertenverbände bei uns seit Jahren Druck. Auch im Bereich Bau und Planung gibt es bereits Strukturen“, sagte er.
Das sind Grundlagen, die aber natürlich nicht ausreichten. Deshalb haben die Beteiligten das Ziel, eine Bürgerbewegung zu entwickeln. Die Ideen, die bereits da sind, wurden auf die Tischdecken geschrieben, gesammelt und diskutiert. Dass es nicht leicht wird, weiß auch Reckert: „Auf diesem weiten Weg darf man auch nicht davor zurückschrecken, handfeste Konflikte einzugehen“.