Gelsenkirchen.

Inklusion in der Schule kann nur funktionieren, wenn es auch eine qualifizierte Nachmittagsbetreuung in den Schulen gibt. Die Caritas im Ruhrbistum schult jetzt 23 Mitarbeiter (davon zwei Männer!) der Schulsozialarbeit und der Ganztagsbetreuung in Gelsenkirchen.

Welche Formen von Beeinträchtigungen gibt es? Wie bewegt sich ein Schüler mit Sehbehinderung in der Schule? Wie reagiere ich auf einen Schüler mit ADHS? Fragen, denen sich die Caritas-Mitarbeiter in einer Praxis- und vier Theorieeinheiten stellen müssen. Die Caritas ist an elf Grund- und fünf weiterführenden Schulen in Gelsenkirchen Trägerin der Ganztagsbetreuung. Das Medieninteresse ist groß, was darauf schließen lässt, dass die Caritas im Ruhrbistum eine Lücke besetzt.

Ein Spagat im Schulunterricht

Anstrengend – ja, aber auch eine Herausforderung, sagen Ute Büscher und Siegrid Decke. Die eine ist Mitarbeiterin in der Schulbetreuung an der Hauptschule Frankampstraße (24 Schüler, davon einer mit Behinderung), die andere in der Schulsozialarbeit am Schalker Gymnasium (47 Schüler, davon zwei mit Behinderung). Beide arbeiten seit anderthalb bzw. sieben Jahren in der Ganztagsbetreuung, deren Besuch für die Schüler freiwillig ist. Neuerdings betreuen sie auch Schüler mit Behinderungen.

„Mit den zwei Inklusionskindern klappt es in der Betreuung sehr gut, weil die anderen Kinder ihnen viel beibringen“, sagt Siegrid Decke, die entdeckt hat, dass die Kinder mit Lernschwächen andere Fähigkeiten haben, ein Schüler zum Beispiel „ein wunderbares Taktgefühl hat“. Die Betreuerin ahnt gleichwohl, dass es im Schulunterricht für die Lehrer und Schüler „ein Spagat“ ist. „Da werden die einen von den anderen doch mal gefoppt.“

Vorreiterschule für Inklusion

Die Hauptschule Frankampstraße würde gerne Vorreiterschule für Inklusion werden. In den Jahrgängen 5, 6 und 8 gibt es Schüler mit Lernbehinderungen, Schüler mit Sprachbehinderung, Schüler mit emotionalem und sozialem Förderschwerpunkt. Letztere werden zielgleich mit den Regelschülern unterrichtet. „Unsere Hoffnung ist, dass wir von sechs Schülern mit Behinderung pro Jahrgang ein bis zwei zum Hauptschulabschluss führen“, so Schulleiter Karl-Heinz Borutta.

Dafür wünscht sich der Schulleiter eine „angemessene personelle Ausstattung“. Die 0,1 zusätzlichen Lehrerstellen bekommt die Schule nur für Schüler, die zieldifferent unterrichtet werden. Auch die beiden Betreuerinnen haben einen Wunsch: mehr Zusammenarbeit mit dem Lehrerkollegium.Mehr Geld gibt es dafür nicht. Für die Ganztagsbetreuung Frankampstraße erhält die Caritas pro Schuljahr bei drei Betreuungstagen/Woche einen Pauschalbetrag von 20.000 €.