Gelsenkirchen. Der schulische Weg führt Kinder künftig fast ausschließlich über den gemeinsamen Unterricht. Mit der Folge, dass die Förderschullandschaft Zug um Zug ausgedünnt wird. Mit der Michael-Ende- und der Rungenbergschule stehen zwei Förderschulen (beide im Bereich Lernschwäche) vor dem Aus.

Behinderte Kinder haben ab dem kommenden Schuljahr 2014/15 ein Recht auf gemeinsamen Unterricht mit nichtbehinderten - zunächst in den Klassen 1 und 5. Der Düsseldorfer Landtag beschloss letzte Woche ein Inklusionsgesetz mit den Stimmen von SPD und Grünen. Damit wird in Gelsenkirchen mit dem Schuljahr 2014/2015 für Eltern behinderter Kinder schrittweise das Recht verankert, zwischen einer Regelschule und einer speziellen Förderschule zu wählen.

Mit Inklusion ist der gemeinsame Unterricht von behinderten und nichtbehinderten Schülern an den Regelschulen gemeint. Für die Schullandschaft ist dies aber kein Fremdwort oder gar Neuland, wie Alfons Wissmann, Leiter des Referats Erziehung und Bildung der Stadt, sagt: „Wir beschäftigen uns nicht erst seit letzter Woche, sondern bereits seit zwei Jahren intensiv damit.“ Beim Reden ist es nicht geblieben. In diesem Jahr wird bereits an sechs weiterführenden und an neun Grundschulen der gemeinsame Unterricht praktiziert. Insgesamt 238 Kinder mit Behinderungen besuchen eine Regelschule. „Damit haben wir dem zunehmenden Elternwillen Rechnung getragen“, sagt Wissmann. Die 15 Schulstandorte seien unter flächendeckenden Aspekten ausgewählt worden.

Schulischer Weg führt über gemeinsamen Unterricht

Bislang herrschte die Meinung vor, Schüler mit Lernbehinderungen seien unter sich in Förderschulen besser aufgehoben. 25 202 Kinder und Jugendliche besuchen derzeit die Schule. 8920 sind Grundschüler. 1400 Kinder können die 11 Förderschulen (acht städtische und drei LWL-Schulen) in Gelsenkirchen aufnehmen. Soviel wie kaum eine andere Kommune. Nur davon will und muss die Stadt nun wegkommen. Der schulische Weg führt Kinder künftig fast ausschließlich über den gemeinsamen Unterricht.

Mit der Folge, dass die Förderschullandschaft Zug um Zug ausgedünnt wird. Mit der Michael-Ende- und der Rungenbergschule stehen zwei Förderschulen (beide im Bereich Lernschwäche) vor dem Aus. Weitere werden zwangsläufig folgen. „Wir bemühen uns, mit den Trägern einen Konsens zu erzielen“, sagt Wissmann. Bislang jedenfalls gelang dies bei allen eingeleiteten Schritten. Dies gilt auch für die Betreuung. Die pädagogischen Rahmenbedingungen für den gemeinsam Unterricht seien gut. Es gibt zusätzliche Lehrer. Auch das Raumangebot entspräche den Anforderungen an den gemeinsamen Unterrichts. Für 600.000 Euro wird am Schalker Gymnasium ein neuer Anbau entstehen. Weitere Investitionen werden in den nächsten Jahren notwendig. Offen ist derzeit ob und wie sich das Land daran beteiligt. Doch dies ist nicht die größte Baustelle. Letztendlich komme es darauf an, wie Eltern mit dem gemeinsamen Unterricht umgehen.