Gelsenkirchen. .
Die Caritas hat am Donnerstag in Berlin eine neue Studie zu „Bildungschancen vor Ort“ vorgestellt, in der vor allem Jugendliche, die die Schule ohne Hauptschulabschluss verlassen, ins Visier genommen wurden. Der Studie zu Folge verlassen bundesweit rund 7 Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss, in NRW liegt die Prozentzahl sogar darunter, bei 6,5 Prozent. Nur Gelsenkirchen schneidet nicht gut ab: Hier verließen im Erhebungsjahr 2009 sogar 11,37 % der Schüler die Schule ohne Hauptschulabschluss. Und es gab mit 7,03 Prozent überdurchschnittlich viele Förder- und Sonderschüler – Bundesdurchschnitt: 4,35 %.
"Nicht nur Probleme, sondern auch Lösungswege"
Der Caritasverband vor Ort und das Erziehungs- und Bildungsreferat der Stadt gingen deshalb am Donnerstag gleich in die Offensive. „Die Zahlen, die dieser Studie zu Grunde liegen, stammen aus dem Jahr 2009. Seither hat sich viel getan. So muss man beispielsweise bedenken, dass Schüler, die 2009 die Schule verlassen haben, vor der Jahrtausendwende eingeschult wurden und noch nicht von den Angeboten der Offenen Ganztagsschulen profitieren konnten“, sagte Christoph Grün, der beim Caritasverband Gelsenkirchen Teamleiter im Bereich Erziehung und Bildung ist und die Caritas-Projekte der Offenen Ganztagsschule organisiert.
„Wir sind sehr froh, dass diese Studie, die die Caritas gemeinsam mit dem Rheinisch-Westfälischen Institut für Wirtschaftsforschung durchgeführt hat, nicht nur Probleme aufzeigt, sondern auch nach Lösungswegen sucht. Es gibt allerdings in diesem Bereich auch kaum Städte, die die gleichen Bedingungen wie Gelsenkirchen haben, was die Bildungschancen angeht“, schob er dann hinterher.
"Die Eltern stark einbinden"
Auch Alfons Wissmann, Referatsleiter Erziehung und Bildung bei der Stadt, erklärte: „Gelsenkirchen muss deutlich mehr Aufwand betreiben als andere Kommunen, um den gleichen Effekt im Bildungswesen zu erzeugen.“ Laut Caritas-Studie können vor allem eine hohe Arbeitslosenquote, der Besuch einer Förderschule, das Bruttoinlandsprodukt einer Stadt, das Bildungsniveau der Eltern und ein Migrationshintergrund Einfluss auf die Bildungschancen eines Kindes haben.
In Gelsenkirchen gäbe es, so Wissmann, vor allem so viele Förderschüler, weil hier auch das Angebot sehr groß sei und es vergleichsweise viele Förderschulen gäbe. „Dem wollen wir nun entgegenwirken, in dem wir zwei Förderschulen in nächster Zeit schließen und die Schüler mit entsprechender Förderung in die Regelschulen integrieren. Dies soll allerdings keine Kritik an der hervorragenden Arbeit der Förderschulen sein“, sagt er. „Insgesamt haben wir auch erkannt, dass wir, was die Bildung angeht, die Eltern stark einbinden müssen.“
Dabei sei man auf einem guten Weg, betonte Methe Weber-Bonsiepen, die beim Caritasverband den Fachbereich Kinder, Jugend und Familie leitet: „Wir haben Kooperationen mit den Familienzentren geschlossen, beispielsweise um Erziehungsberatung und Sprechstunden direkt vor Ort anbieten zu können. Und so erreichen wir sehr viele Eltern.“