Gelsenkirchen. .

Warum Kinder plötzlich anfangen zu stottern, gibt immer noch Rätsel auf. Warum wächst es sich oft wieder aus? Warum reden Stotterer oft auch ganz normal? Weshalb hilft nur bei einigen eine Sprachtherapie?

Fragen, die sich Betroffene stellen und die in der neuen Stotterer-Selbsthilfegruppe Antworten finden können.

Monika Schulz erinnert am heutigen Welttag des Stotterns an die neue Gelsenkirchener Selbsthilfegruppe für Stotterer. Mit dem 22. Oktober soll Aufmerksamkeit für die Schwierigkeiten geschaffen werden, die jeder einzelne stotternde Mensch bewältigen muss.

Churchill und Georg VI stotterten

Monika Schulz, die selbst stotterte, hat sich über viele Jahre in dem Bereich engagiert und bietet ab November ein Gruppentreffen an. Sie sagt heute: „In meiner Schulzeit meldete ich mich fast nie, meine Referate lasen die Mitschülerinnen vor. Heute blicke ich mit Wut zurück. Wenn ich früher alle sprachlichen Hürden hätte nehmen müssen, wäre ich auch eher selbstbewusster geworden. Jetzt erspart mit ja auch niemand die Anrufe beim Arzt oder bei der Versicherung .“ Schulz begann vor vielen Jahren eine längere Sprachtherapie, die ihr auf dem Weg zum „flüssigen“ Sprechen sehr geholfen hat. „Diese kann in jedem Alter begonnen werden und führt fast immer zum Erfolg“, so Monika Schulz.

Stottern hat nichts mit Dummheit und neurotischem Verhalten zu tun. Auch der britische Premierminister Winston Churchill stotterte und seit dem Kinofilm „King’s Speech“ weiß die halbe Welt, dass auch der britische König George VI ein Stotterer war und mit ungewöhnlichen Methoden Sprachhemmnisse überwand. Das ist für Betroffene kein Trost, aber ein Hinweis, dass Therapien doch manchmal helfen können.

In-Vivo-Übungen

Bestandteil der Therapien, die Monika Schulz empfiehlt, sind In-Vivo-Übungen. „Sie bedeuten eine große Herausforderung für jeden Stotterer, da hier in der Öffentlichkeit fremde Leute angesprochen werden.“ So berge auch jede Altersphase ihre besonderen Herausforderungen, mit dem Stottern umzugehen. Kinder lernten spielerischer und leichter, flüssiger zu sprechen.

In der Selbsthilfegruppe arbeiten die Teilnehmer an einem Handicap, damit daraus ein „flüssigeres“ Sprechen wird. An den Gruppenabenden heißt es deshalb: Sprechen nicht schweigen – damit das Sprechen wieder Spaß macht. Die Teilnehmer üben Lesen, wenden Sprechtechniken an, spielen Sketche oder unterhalten sich einfach über Alltagsprobleme. Zudem: Sie schützen den Einzelnen vor der Isolation und die Gruppe ermutigt Betroffene, einen (selbst-)bewussten Umgang mit dem Stottern zu erreichen.