Gelsenkirchen. . Klaus-Dieter Seiffert (52) ist taub, kann aber dank eines Implantats hören. Er ist Kursleiter in der Selbsthilfegruppe Schwerhöriger und Ertaubter Gelsenkirchen und bietet u.a. einen Computerkurs an.

Klaus-Dieter Seiffert (52) ist taub. Ohne sein Cochleaimplantat (CI) würde der Ückendorfer gar nichts hören. Aber weil er dank der hoch entwickelten Technologie akustisch nicht von der Außenwelt abgeschlossen ist, setzt er sich für andere Taub(stumm)e ein: „Ich möchte eine Brücke bauen zwischen den Hörenden und den Hörgeschädigten.“ Der ehemalige Bürokaufmann (seit sechs Jahren wegen voller Erwerbsminderung verrentet) leitet die Selbsthilfegruppe Schwerhöriger und Ertaubter Gelsenkirchen und bietet innerhalb der Gruppe einen Computer-Grundkurs für Hörgeschädigte an. Außerdem singt er im Chor. Tonzeichen heißt die fünfköpfige Gruppe, die gleichzeitig singt und gebärdet. Drei Frauen und zwei Männer gehören zu Tonzeichen, drei aus der Gruppe tragen Cochleaimplantate, zwei Hörgeräte. Noten, so Seiffert, müsse man nicht lesen können. Und: „Ich spreche lauter und deutlicher seit ich singe.“

„Ein Gesprächskreis ist mir zu wenig“

Er habe sich schon früher für Hörgeschädigte eingesetzt, so Seiffert. In erster Linie in seiner Funktion als Mitglied im Ortsverband Essen des Deutschen Schwerhörigenbundes. „Ein Gesprächskreis ist mir zu wenig, deshalb habe ich eine Selbsthilfegruppe ins Leben gerufen“, sagt der Ückendorfer. Auch beruflich hat der Taube sich mit seinem Handicap befasst. Mit seinem eigenen Unternehmen Communication Seiffert hat er früher Zubehör für Schwerhörige verkauft.

Mit seiner Gruppe Tonzeichen war Klaus-Dieter Seiffert nun beim „Music and the Deaf“ in Birmingham, dem „einzigen Festival für Hörgeschädigte im Musikbereich“. Schon 2011 war das Quintett nach England gereist. „Bis dahin waren die Engländer unter sich“, so der 52-Jährige. Im Vergleich zum Vereinigten Königreich sei Deutschland in dieser Hinsicht ein „Entwicklungsland“.

Dort gebe es etwa in U-Bahnen oder Aufzügen Notrufe mit Induktionsschleifen für CI-Träger. Diese blenden Störgeräusche aus. So konnte Seiffert mit seinem Chor während des England-Aufenthaltes auch einen Gottesdienst in der Westminster Abbey besuchen. Auch im Ratssaal des neuen Hans-Sachs-Hauses gebe es eine Induktionsschleife. Beim Probelauf am 22. August nehmen Seiffert und andere Schwerhörige teil.

„Eines Morgens war mein Gehör ganz weg“

Das CI ist eine Hörprothese für Gehörlose, deren Hörnerv noch funktioniert. Der Nerv wird elektrisch über ein implantiertes Elektroden-Array stimuliert. Nimmt Seiffert das magnetisch haftende Plättchen von seiner Schläfe, ist der Kontakt zum Implantat im Schädel unterbrochen und der 52-Jährige hört absolut nichts mehr.

Wenn man sich mit Seiffert unterhält ist das ein ganz normales Gespräch. Man muss nicht etwa besonders deutlich sprechen oder darauf achten, dass der Mund sich perfekt zur Sprache bewegt. Der Ückendorfer versteht alles. Und wenn er spricht, versteht sein Gegenüber auch alles. Lediglich ein wenig verwaschen spricht der Taube.

Klaus-Dieter Seiffert besuchte die Grundschule Georgstraße. Sein Lehrer bemerkte, dass er schwerhörig war. Mit sieben Jahren bekam er dann zwei Hörgeräte, wechselte an die Schwerhörigenschule an der Skagerrakstraße. Aber: „Es wurde immer schlechter. Eines Sonntagmorgens im Jahr 1999 war mein Gehör ganz weg.“ Im „größten CI-Zentrum der Welt“ in Hannover bekam er dann sein Implantat.