Gelsenkirchen. Eine Kooperation der Bogestra mit dem Car-Sharing Anbieter Ruhrauto-e macht es möglich: Bus- und Bahnkunden können an vorerst vier Standorten mit ihrem Abo-Ticket E-Autos nutzen. Mit diesem Angebot soll den Kunden ermöglicht werden, dorthin zu fahren, wo Bus und Bahn nicht hinkommen.
Öffentlicher Nahverkehr und Individualverkehr sind zwei verschiedene Paar Schuhe. Eigentlich. Aber beide können voneinander profitieren. Umweltschonend und vielleicht sogar gewinnbringend. Das soll die Kooperation der Bogestra mit dem Car-Sharing-Anbieter Ruhrauto-e möglich machen.
Bilder im Kopf, die der Name Bogestra erzeugt, sind solche von imposanten Bussen und flotten Straßenbahnen. Künftig könnten andere hinzu kommen: das etwa vom zweisitzigen Flitzer Renault Twizy. Der gehört zur Elektromobil-Flotte des Car-Sharing-Anbieters Ruhrauto-e. Bogestra-Abonnenten können neben Bus und Bahn auch Autos nutzen. Möglich ist dies im Bogestra-Kundencenter am ZOB Gelsenkirchen und in Buer am Busbahnhof. Der Slogan dafür: clever kombinieren.
Kombination aus Bus und Auto
Was auf den ersten Blick wie ein Widerspruch erscheint, der öffentliche Nahverkehr verbindet sich mit dem Individualverkehr, macht auf den zweiten Blick Sinn. Es gehe um ein zusätzliches Angebot, das die Bogestra bieten will, so Vorstand Burkhard Rüberg. Bus- und Bahnkunden finden an vorerst vier Standorten E-Autos, die sie online buchen und mit ihrem frei geschalteten Abo-Ticket öffnen können – um dorthin zu fahren, wo Bus und Bahn nicht hinkommen. Noch überragt der Betrieb im öffentlichen Nahverkehr um Längen. Neun Millionen Kilometer legen Bogestra-Kunden jährlich in Bussen und Bahnen zurück.
Dagegen macht sich das Car-Sharing-Angebot von Ruhrauto-e noch bescheiden aus: 700 Kunden im gesamten Ruhrgebiet legten im ersten Jahr insgesamt 40.000 Kilometer zurück. „Aber wir wollen weiter wachsen“, sagt Ruhrauto-e-Initiator Ferdinand Dudenhöffer. Bis jetzt ist der Wissenschaftspark die einzige Gelsenkirchener Leihstelle, doch es sollen mehr werden. Das hängt auch davon ab, ob nach der Förderung mit 1,1 Millionen Euro durch das Bundesverkehrsministerium weiteres Geld hinzu kommt.
Mehr Frauen hinters Steuer locken
In Berlin gibt es eine weitere Kombination aus ÖPNV und E-Car-Sharing. Aus Sicht von Bogestra-Vorstand Burkhard Rüberg geht es bei der Kooperation „um die letzte Meile“ für die Kunden. Und er ist überzeugt, dass dieses Geschäft auf die Dauer zu nennenswerten Ergebnissen führt. Dazu bei trage auch der Wertewandel in der Gesellschaft. Junge Leute seien weniger an früheren Statussymbolen wie dem eigenen Auto interessiert, wohl aber an hoher Mobilität.
Jetzt müssen sie bei der Bogestra und der Ruhrauto-e nur noch wissen, wie sie mehr Frauen hinters Steuer eines E-Autos bringen. Denn: „Wenn wir etwa in der Fußgängerzone werben, dann bleiben zu 90 Prozent die Männer stehen“, sagt Ferdinand Dudenhöffer. Möglicherweise ist das ein Fall für die E-Auto-Designer.