Gelsenkirchen. Das Ribas-System soll die Bogestra in eine ökologisch und finanziell bessere Zukunft führen. Doch die Fahrstilüberwachung sorgt bei betroffenen Busfahrern in Gelsenkirchen für Unmut. Bis zu 120 Mal schlägt das System innerhalb von vier Stunden an. Stress mit Vorgesetzten ist so vorprogrammiert.

In eine ökologisch und finanziell bessere Zukunft soll das so genannte Ribas-System die Bogestra führen. Mit der jüngst eingeführten Elektronik lässt sich der Fahrstil der Busfahrer namentlich überwachen, tönende Warnhinweise sollen dafür sorgen, dass Drehzahl, Anfahren, Bremsen, Leerlauf sowie Geschwindigkeit möglichst effizient eingesetzt werden – also sprit- und letztendlich geldsparend.

Busfahrer Manfred B.* (Name geändert) jedoch, seit mehr als zehn Jahren hinter dem Steuer der Bogestra-Flotte, klagt über die negativen Folgen der Überwachung. „Unserem Fahrdienst in Ückendorf dreht das System sprichwörtlich den Magen um“, erzählt er. „Wir werden durch Ribas zum gläsernen Busfahrer.“ Jede Fehlermeldung, ein durchdringender Piepton, erhöhe den Druck und damit die Angst, von den Vorgesetzten, den Teamleitern zur Rechenschaft gezogen zu werden. „Viele Kollegen haben schon Angst um ihren Job“, erzählt Manfred B.

120 Mal Alarm in vier Stunden

Dabei führt das System nach Darstellung des Bogestra-Mannes die Ziele der Verkehrsbetriebe ohnehin ad absurdum. „Um morgens zum Beispiel, wenn der Bus mit Schülern randvoll besetzt und sehr schwer ist, im Berufsverkehr mitzuschwimmen“, erzählt der Busfahrer, „muss man unweigerlich etwas mehr Gas geben. Und schon piept das Gerät.“

In vier Stunden Fahrtzeit gern 120 Mal – das stresst, geht stark an Nerven. Hielte man sich aber an die Vorgaben, also zurück am Steuer, „führt das unweigerlich zu Verzögerungen“. Im Nachgang schlägt‘s dann erneut kräftig ein, „nämlich dann, wenn der Teamleiter mit den neusten Auswertungen des RBL kommt und mich kritisiert, weil meine Verspätungsquote so stark angestiegen ist“, sagt Manfred B. verzweifelt.

Dazu muss man wissen: RBL, ein zweites Kontrollsystem, registriert die Fahrtzeiten, jeden Start und jeden Stopp an den Haltestellen – minuziös. Rollt der Bus mehr als eine Minute zu früh los, schlägt RBL hörbar Alarm. Oder der Kunde am Servicetelefon, denn der sah dann nur die Rücklichter.

"Immer ist irgendwas falsch"

Für B. und seine Kollegen stellt sich die Situation so dar: „Was wir auch machen, immer ist irgendwas falsch.“ Und die harten Tage kommen erst noch, wenn Fahrer und Maschinen noch stärker gefordert sind: „Was passiert denn dann erst im nassen Herbst oder gar bei Schnee und Eis“, fragt der Busfahrer, der von älteren Kollegen berichtet, deren Nerven schon jetzt blank liegen, „weil sie schon in den Ferien locker acht Minuten Verspätung durch das Ribas-System auf ihrem RBL-Konto haben.“

Und da sei das Verkehrs- und Fahrgastaufkommen noch gering.