Gelsenkirchen. Die Bogestra wehrt sich gegen die Vorwürfe, ihre Fahrer gezielt zu überwachen. Die Fahrstil-Kontrolle geschehe freiwillig und völlig anonym. 213 Fahrer haben freiwillig ihre private Email-Adresse angegeben, um sich die Auswertung ihrer Fahrweise zuschicken zu lassen, so die Sprecherin Sandra Bruns.

Besonders oft fallen die Begriffe „freiwillig“ und „anonym“, ihre Betonung mit Nachdruck eingeschlossen. Geladen hat aus aktuellem Anlass die Bogestra ins Ückendorfer Depot „Exterbruch“.

Sandra Bruns ist da, die Sprecherin der Bochum Gelsenkirchener Verkehrsbetriebe, Betriebsrat Rudi Eichler sowie die beiden langgedienten Busfahrer Hartmut Sklenak (49) und Uwe Rydzewski (47). Es geht um das elektronische Kontrollsystem Ribas, dessen Einsatz seit September dazu führen soll, dass das ökologisch hehre Ziel von zunächst einmal fünf Prozent Spritersparnis erreicht wird.

Überwachung entzündete heftige Diskussion

Und natürlich darum, die Kosten zu senken, wie Sandra Bruns unumwunden zugibt: „Im Vorjahr hat die Bogestra 8,3 Millionen Liter Diesel verbraucht, das sind 8,77 Millionen Euro. Nur fünf Prozent davon einzusparen ist ein ganz erheblicher Posten.“ Fürwahr, das ist es, zumal Treibstoff stetig teurer wird. Nichtsdestotrotz hat sich an der Überwachung von Drehzahl, Leerlaufzeit, Anfahren, Bremsen und Tempo eine heftige Diskussion entzündet.

Busfahrer in Gelsenkirchen und Herne hatten sich beschwert, sie würden durch Ribas zum „gläsernen Mitarbeiter“, seien „Druck“ ausgesetzt, die Vorgaben einhalten zu müssen – und bei negativen Kontrollwerten der Angst, „zur Rechenschaft“ gezogen zu werden. Viel, sehr viel heiße Luft, signalisiert die Bogestra-Runde. Bruns: „Von den 280 Fahrern hier haben 213 freiwillig ihre private Email-Adresse angegeben, um sich wöchentlich die Auswertung ihrer Fahrweise zuschicken zu lassen. Die besten Ergebnisse kommen zwar auf einen Aushang, das aber völlig anonym.“ Insgesamt seien es 234 Fahrer, die freiwillig mitmachten.

Betriebsrat Rudi Eichler schlägt ähnliche Töne an: „Noch nie sind bei der Bogestra in den vergangenen zehn Jahren durch Kontrollsysteme in Bussen arbeitsrechtliche Maßnahmen erwachsen.“ Niemand müsse Angst vor Repressionen haben, die Daten blieben unpersonalisiert. Was es aber gäbe, sagen Bruns und Eichler, „sind regelmäßige Schulungen aller Fahrer“, um nicht die an den Pranger zu stellen, die noch Schwierigkeiten mit Ribas hätten. Und: Dass es zwar möglich wäre, persönliche Daten auszulesen, das aber nicht gewollt sei.

Hartmut Sklenak und Uwe Rydzewski halten die Darstellung von einem über hundert Mal piependem Alarm für völlig übertrieben: „Im Schnitt meldet sich das System so um die acht, neun Mal pro Schicht.“ Müsse wohl eine reine Kopfsache sein, wenn bei einigen Kollegen Daueralarm herrsche. Und wie zum Beweis zeigt Sklenak seine Auswertung der vergangenen Woche – viel Grün, ein paar Sprenkel Gelb, einmal Rot: 770 Kilometer, 42 Stunden Fahrzeit, 43 Liter Durchschnittsverbrauch und viermal Ribas-Alarm. Eigentlich doch ganz toffte, oder?

Prämie soll als Anreiz dienen

Hochgerechnet auf ein Jahr könnte die avisierte Spritersparnis von fünf Prozent durch das Ribas-System gut 1000 Euro pro Fahrzeug betragen. Am Standort Ückendorf sind es 100 Busse, insgesamt umfasst die Flotte 253 Fahrzeuge. Schon jetzt zeichne sich ab, so die Bogestra, dass eine Vielzahl der Fahrer die Marke noch locker übertreffen könnte.

Um den Anreiz, nicht nur mindestens 550 Tonnen weniger des Treibhausgases CO2 in die Atmosphäre zu pusten, zu erhöhen, wollen die Verkehrsbetriebe ein Prämiensystem einführen.

50 Prozent der Einsparungen sollen in Form von Gutscheinen an die 100 besten Mitarbeiter zurückfließen. Aber: Spätestens da wäre, zumindest ein Teil der so gepriesenen Anonymität, aber dahin. Über die genaue Zahl der Busfahrer, die größere Schwierigkeiten mit der Fahrstil-Überwachung haben und damit schlechte Kontrollwerte aufweisen, machte die Bogestra keine Angaben. „Es handelt sich um eine Handvoll Mitarbeiter“, sagte Bogestra-Sprecherin Sandra Bruns.