Gelsenkirchen. Rund zwanzig Kinder des Jugendzentrums Lalok Libre ließen sich in der alten Maschinenhalle der Zeche Consolidation in Bismarck für die Kampagne „Wir sind Eure Zukunft“ fotografieren. Mit dieser Aktion möchte die aus verschiedenen Kulturen gemischte Tanzgruppe vor allem die Integration fördern.
Dort, wo der Geist des Bergbaus noch zu spüren ist, inmitten alter Maschinen, liegt ein Teppich. Eine junge Frau stellt sich für einen Fotografen in Pose – in der aufwendigen Robe einer Tänzerin. Der optische Widerspruch ist nur oberflächlich, das Spiel mit Klischees gewollt: denn wie das alte Maschinenhaus der Zeche Consolidation gehört auch die junge Tänzerin mit Vorfahren aus der Türkei und Spanien zu Gelsenkirchen. Ebenso wie die blonde Roma aus Bulgarien oder der rothaarige Türke mit deutschem Pass. Das Lalok Libre setzte am Wochenende über 20 Jugendliche in Szene, die Bilder werden auf Banner gedruckt, mit ihrer persönlichen Botschaft zum Thema „Wir sind Eure Zukunft“.
Jeder hat kleine und große Ziele
„Seit über einem Jahr beschäftigen wir uns mit den Tänzen der Romakultur“, erklärte Venetia Harontzas vom Lalok Libre. So bunt wie die verschiedenen Tanzstile sei auch die Mischung an verschiedenen Kulturen, in denen die Tänzer verwurzelt sind, und die dennoch so fest mit Gelsenkirchen verbunden sind.
„Wir standen vor der Frage, welche Rolle diese Jugendlichen eigentlich für unsere Stadt spielen, und was sie selbst für Gelsenkirchen tun können“, erläuterte Harontzas. Mit der Kampagne soll nun darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Wahrnehmung der Jugendlichen von außen oftmals von Vorurteilen geprägt ist, sie im Grunde jedoch eine ungemeine Bereicherung darstellen.
Integration von Jugendlichen
Harontzas Tochter Rosalia (18) choreographiert selbst, kümmert sich aber auch viel um die Integration von Jugendlichen, hilft bei der Anmeldung an der Schule, bei den Hausaufgaben und beim Deutschlernen. „Viele der Jugendlichen leisten heute schon viel“, bemerkte Harontzas, „ganz unbewusst, dass sie dadurch schon die Welt ein bisschen verbessern – dafür muss man nicht erst Medizin studieren“.Das hat sich Hatice (15) zum Ziel gesetzt: Abitur, Studium, Leben retten. Freundin Selin (14) will Anwältin werden. Die bunten Wurzeln können ihnen dabei nur von Nutzen sein: Hatice spricht fließend Türkisch und Spanisch, „so lässt sich die Hemmschwelle zu anderen Kulturen leicht überwinden“.
Nabil (17) macht momentan seinen Abschluss nach, will danach zur Polizei oder Bundeswehr. Gelsenkirchen will er zeigen, „dass es auch anders geht“. Dennis (18) könnte sich vorstellen, als Streetworker mit Jugendlichen zu arbeiten. Vielen ist eine gute Ausbildung wichtig. Und jeder hat seine eigene Idee, wie er die Welt ein bisschen verbessern kann. „So ist es doch“, meint Harontzas, „jeder hat seine kleinen und großen Ziele“.