Gelsenkirchen. . Eine Modenschau der etwas anderen Art einer ist der Höhepunkt des Kunstprojektes „ArchipelInvest“ in Gelsenkirchen. So unterschiedlich die Ansätze auch sind, sie haben eines gemeinsam: Etwas Nachhaltiges soll entstehen.
Wer am Samstag die Türschwelle des ehemaligen Quelle-Hauses im Bahnhofscenter überquerte, tauchte ein in eine surreale Atmosphäre: So weit das Auge reicht, sprießen dort, wo sonst seit Jahren Leerstand herrscht, tausende Pilze aus Hunderten Kisten.
In einer Ecke wird geschraubt. Aus den Überresten von dem, was mal ein Auto gewesen sein muss, entsteht Neues. Aus dem Obergeschoss ertönen orientalische Klänge, die mit sanften Elektro-Beats verschmelzen. Doch nicht nur die Töne, auch die Grenzen zwischen Tradition und Moderne sollen hier zum verschwimmen.
Vestisches Modelabel gegründet
Zwölf Frauen mit einer Leidenschaft zum Nähen haben sich zusammengetan und in Castrop-Rauxel das Modelabel „Vest“ gegründet. Hier im Archipel präsentieren sich die Frauen auf einer Modenschau, der etwas anderen Art, bei der weder das Alter noch die Maße der meisten Modelle dem gängigen Laufstegideal entsprechen. Um die 40 Unikate sind bisher entstanden und jedes hat seine ganz eigene Identität.
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Die Kleidungsstücke sind nicht nur Mode, sie spiegeln auch die Migrationsgeschichte der Frauen wieder, deren Familien aus Kasachstan, Russland, Marokko, der Türkei und Polen nach Deutschland immigriert sind und sie verbinden die Mode der unterschiedlichen Kulturen mit ihren ganz eigenen Erinnerungen und nicht zuletzt mit einem Protest: „Durch die Kleidung sollen nicht wieder Gruppenzugehörigkeiten gefestigt, sondern unsere individuellen Erfahrungen zusammengeführt werden“, erklärte Kekema Iyinboh, die als Moderatorin durch die Modenschau führte. Nur das letzte Kleidungsstück ließ sie unkommentiert. In schwarzem Gewand mit Trauerflor zerrissen die Frauen den Asylbericht der Bundesregierung.
Kreative Lösungen für Freiflächen
„Es ist wirklich beeindruckend, was die Frauen auf die Beine stellen“, freut sich in Person von Markus Lohmann einer der Organisatoren. Gemeinsam mit seinen drei Kollegen von der „KUNSTrePublik“ hat er das Kunst-Archipel, als eines von vielen Projekten im Rahmen der „Urbanen Künste Ruhr“ zum Leben erweckt. Als eine „begrenzte Sondernutzungszone im Stadtgebiet“, wie er sagt. „Alternativen für Stadtplanungsprozesse“ sollen hier entstehen. Das Thema aller Projekte ist: die Nachhaltigkeit. Während die Frauen des Modelabels bereits etwas Nachhaltiges geschaffen haben, sollen auch kreative Lösungen für die vielen Freiflächen gefunden werden
Für das Quelle-Haus hat Lohmann schon einmal ein Geschäftsmodell auf Lager: „In fünf Tagen sind hier fast eine Tonne Champignons gewachsen. Auch wenn die Pilze hier natürlich umsonst gesammelt werden konnten – im Supermarkt kostet das Kilo fünf Euro“. Könnte sich wohl rechnen.