Gelsenkirchen.

Die Grenzen zwischen hehrer Kunst und kommerziellem Design sind fließend. „Ob Kunst oder Design ist egal – nur gut muss es sein“, formulierte dereinst trefflich der große Gelsenkirchener Künstler Anton Stankowski (1906-1998). Mit diesem Zitat überschreibt nun der Kunstverein Gelsenkirchen seine Ausstellung „formgeben“.

In der Villa des Kunstmuseums sind ab dem heutigen Freitagabend hochkarätige Positionen von zwölf Mitgliedern des Kunstvereins zu sehen, die sowohl Beispiele aus der freien als aus der angewandten Kunst dokumentieren. Weit über 100 Arbeiten zeigen die Bandbreite kreativen Schaffens von Menschen, die gleichermaßen als freie Künstler als auch als Grafiker, Gestalter und Designer im Auftrag von Geldgebern arbeiten.

Die Ausstellung fügt sich in eine kleine, ambitionierte Tradition des Kunstvereins ein. Vorsitzender Ulrich Daduna: „Der Verein initiierte bereits in den Neunzigern eine Reihe zum Thema „Kunst - Design/Design - Kunst“. Zur Fortsetzung dieser Serie waren nun Künstler aus dem regionalen Umfeld eingeladen. Präsentiert werden aber auch Werke von Kunstschaffenden, die nicht mehr leben. Diese Einbeziehung war Museumsdirektorin Leane Schäfer wichtig, um Größen wie Rolf Glasmeier, der vor zehn Jahren verstarb, oder Heribert Reismann, der in diesem Jahr starb, ebenfalls zu würdigen.

Freie und angewandte Kunst ergänzen sich

Zu den großen Vätern des Schaffens zwischen Kunst und Design zählt natürlich Anton Stankowski, dem auch der Start in die Ausstellung gebührt. Im Eingangsbereich hängen leuchtende Beispiele seiner konkret-konstruktivistischen Malerei, aber auch sein berühmtes blaues Logo für die deutsche Bank fehlt nicht. Heribert Reismann ist mit vier seiner markanten Schwarz-Weiß-Fotos vertreten und einer zwölfteiligen Postkartenserie als Beispiel seiner angewandten Kunst. Von Rolf Glasmeier ist u.a. ein Wandobjekt zu sehen, daneben Plakate. Zudem erinnern Exponate an Karl Duschek und Erasmus Schlammer, der mit seiner realistischen Malerei aus dem Rahmen fällt.

Gelsenkirchens Stadtgrafiker Uwe Gelesch zeigt ein ganzes Kaleidoskop markanter Logos, dazu eine konstruktive Malerei. Werner Ryschawy, von Haus aus ebenfalls Grafiker, präsentiert sich mit topographischen Zeichnungen. Wolfgang Sternkopf zeigt Beispiele seiner künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Demenz. Fotos und Modelle seiner Regenbogenfarben-Werke im öffentlichen Raum dokumentiert Heinrich Jüttner, gelernter Schriftsetzer. Wie gut sich freie und angewandte Kunst ergänzen, beleben, dokumentieren schließlich auch die Arbeiten von Regina Albrecht und Helmut Bettenhausen.