Gelsenkirchen.

Von wegen eklig: Kanalreinigung ist ein High-Tech-Thema. Das Bild vom Arbeiter, der tagein, tagaus durch dunkle Schächte mit stinkendem Abwasser watet, ist passe.

Das konnte sehen, wer zum „1. Deutschen Tag der Kanalreinigung“ in Gelsenkirchen kam. Mehr als 100 Teilnehmer und 20 Aussteller aus der ganzen Republik waren in das Forschungszentrum am Exterbruch gekommen. Mittelständische Firmen zeigten innovative Produkte von der Düse über die Kamera bis zum Arbeitsschutz. Die Botschaft war aber vor allem die: Optimale Kanalreinigungssysteme helfen den Kommunen Geld sparen.

Die „sehende Nordseedüse“

Roland Waniek, Geschäftsführer des Instituts für Unterirdische Infrastruktur (IKT), bot auf der zweitägigen Veranstaltung Raum für ungewöhnliche Aktion. So diskutierten die Kanalexperten nicht nur über optimale Kanalsysteme, Umweltverträglichkeit und Energieeffizienz für Reinigungsfahrzeuge, sondern zeigten medienwirksam die „sehende Nordseedüse“. Sie vereint zwei Arbeitsschritte in einem, spült und inspiziert Kanäle und Hausanschlüsse nicht nacheinander, sondern gleichzeitig. „Der Reinigungswagen wurde 14 Tage lang in Hannover getestet; dabei hat die Stadt gemerkt, wie viel Geld sie dabei sparen kann“, schwärmt Arnold Pläsier, Erfinder der „sehenden Nordseedüse“.

Abwässerkanäle müssen regelmäßig auf die Dichtigkeit überprüft, gereinigt und repariert werden. Das kostet die Kommunen Geld, das sie sich von den Kanalnutzern, den Haushalten, wieder zurückholen. In Zeiten steigender Grundsteuern und Gebühren ist das jedes Jahr ein Politikum. „Jede Kommune ist darum bestrebt, die klassischen Gebühren wie für Müll und Abwasser stabil zu halten“, sagt Waniek. Dabei ist moderne Technik mit speziellen Maschinen, Kameras und Roboter behilflich, die eine „bedarfsorientierte Kanalreinigung“ (Waniek) ermöglichen.

Entsprechend teuer ist das Equipment: Ein Kanalreinigungsfahrzeug kann je nach Ausstattung schnell 300.000 Euro kosten und ein Roboterfahrzeug ist eine halbe Million Euro wert. Investitionen, die manche Kommunen scheuen, aber sinnvoll sind. „Gute Reinigungssysteme brauchen weniger Mitarbeiter“, so der IKT-Geschäftsführer. In den Kanal steigen Arbeiter ohnehin nur noch, wenn Probleme auftauchen, die von oben nicht zu lösen sind. Ansonsten gilt: Oben stehen die Arbeiter, steuern teure Geräte durch dunkle Schächte und überwachen alles vom Monitor aus. Wie gesagt: ein High-Tech-Thema.