Essen. . Die Emschergenossenschaft will pro Jahr bis zu 150.000 Tonnen Klärschlamm ins Müllheizkraftwerk in Karnap liefern und denkt über eine Beteiligung an der Anlage nach. Die Kaufabsichten der Stadt Essen an dem Müllheizkraftwerk könnte dies befeuern.
Die Emschergenossenschaft will im Müllheizkraftwerk in Karnap Klärschlamm verbrennen lassen. Ein entsprechender Antrag auf Genehmigung liegt der Bezirksregierung in Düsseldorf von Seiten des Kraftwerksbetreibers RWE vor. Laut Umweltamtsleiter Matthias Sinn geht es um bis zu 150.000 Tonnen Klärschlamm pro Jahr, die verfeuert werden könnten. Dieses Ansinnen dürfte die aktuelle Diskussion über die Frage, ob die Stadt Essen den Müllofen gemeinsam mit Bottrop und Gelsenkirchen in Eigenregie übernehmen soll, zusätzlich befeuern. Nach Auskunft eines Sprechers erwägt die Emschergenossenschaft sogar, sich an dem Müllheizkraftwerk zu beteiligen.
Aus Sicht der Verantwortlichen läge ein solcher Schritt buchstäblich nahe. Zur Verwertung von Klärschlamm betreibt die Emschergenossenschaft unweit der Stadtgrenze in Bottrop-Welheim seit den 1990er Jahren eine zentrale Behandlungsanlage. Über eine Druckleitung wird Schlamm aus den Kläranlagen in Duisburg und Dinslaken nach Welheim transportiert, wo die dickflüssige Pampe zunächst in riesigen Behältern 20 Tage vor sich hin fault, um dann - weiterverarbeitet zu Brennstoff - in zwei so genannten Wirbelschichtöfen vor Ort verfeuert zu werden.
Klärschlammverbrennung in Karnap technisch möglich
Eigentlich sollte diese Verbrennungsanlage erneuert werden. Nun will die Emschergenossenschaft den Schlamm lieber im nahe gelegenen Müllheizkraftwerk verbrennen lassen und mit dem dort gewonnenen Strom die eigene Behandlungsanlage betreiben. Technisch wäre eine Klärschlammverbrennung in Karnap sehr wohl möglich. Schon 2009 war dies drei Monate lang getestet worden; 500 Tonnen Schlamm wurden damals verfeuert.
Der Verbrennung im Karnaper Ofen sind allerdings „natürliche“ und technische Grenzen gesetzt. Klärschlamm besteht im wesentlichen aus Wasser, der Brennwert ist entsprechend gering. In den vier Kesseln des Müllheizkraftwerks werden Abfälle aber auf einem riesigen Rost verbrannt. Wer selbst gelegentlich im heimischen Garten am Grillrost steht, wird nachvollziehen können, dass sich nasse Pampe kaum dafür eignet, die Glut anzuheizen. Auch deshalb sollen in Karnap maximal 150.000 Tonnen Schlamm pro Jahr „untergemischt“ werden. Die Jahreskapazität der Anlage liegt bei insgesamt rund 700.000 Tonnen. Sollte die Emschergenossenschaft in das Geschäft einsteigen, müssten andere technische Lösungen her, heißt es. Um auch größere Mengen an Klärschlamm verfeuern zu können, soll auf dem Gelände des Müllheizkraftwerks deshalb zusätzlich ein Wirbelschichtofen gebaut werden. Die aus Sicht der Stadt drängende Frage, wie sich eine Auslastung des Müllheizkraftwerkes sicherstellen ließe, wird auch die Emschergenossenschaft nicht beantworten.
Anwohner in Karnap, die befürchten, ihnen könnte künftig Klärschlamm in die Nase steigen, dürfen erleichtert durchatmen; laut Umweltamt wird die Luft aus der Entladehalle abgesaugt und der Verbrennung „zugeführt“.