Gelsenkirchen.

Eine neue Runde im Faktencheck des WAZ-Leserbeirates Gelsenkirchen zur Bundestagswahl steht auch heute wieder zur Verfügung. Heute beschäftigen sich die Fragen an fünf Direktkandidatenmit dem Thema Ökologie.

Die Antworten von Joachim Poß (SPD)

1. Wie setzen Sie sich persönlich für Umwelt- und Tierschutz ein? Ich bemühe mich – so wie die meisten – im privaten Bereich um einen schonenden Umgang mit der Umwelt. Das reicht von Mülltrennung bis hin zum bewussten Umgang mit Ressourcen wie Energie. Wichtig ist meiner Meinung nach, dass man sich immer wieder auch persönlich hinterfragt.

2. Wie ist Ihre Haltung zum Fracking? Ich bin für ein bundesweites Moratorium für Tiefbohrungen unter Einsatz der Fracking-Technologie. Auf Grund der aktuellen wissenschaftlichen Datenlage ist es nicht verantwortbar, heute Bohrungen zur Aufsuchung und Gewinnung von unkonventionellem Erdgas mit dem Einsatz der Fracking-Technologie zu genehmigen. Zu diesem Ergebnis kommt auch die am 31. Mai 2013 veröffentlichte Stellungnahme des Sachverständigenrates der Bundesregierung für Umweltfragen. Der plädiert dafür, Fracking wegen gravierender Wissenslücken über die Umweltauswirkungen vorläufig nicht kommerziell einzusetzen und hält Fracking erst dann für verantwortbar, wenn Pilotprojekte zu positiven Erkenntnissen führen. Es ist bezeichnend, dass die aktuelle Bundesregierung trotz dieser klaren Stellungnahme die Verantwortung den Bundesländern zugeschoben hat.

3. Wie soll die Energieversorgung in der Zukunft gestaltet werden? Wir müssen die Energiewende hin zu Erneuerbaren Energien schaffen, ohne dabei aus den Augen zu verlieren, dass übermäßig steigende Energiepreise ein soziales Problem sind. Deshalb brauchen wir auch Strom aus Kohlekraftwerken als Brückentechnologie. Energie darf nicht zum Luxusgut werden. Ich begrüße die Vorschläge von SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück: Er will die Stromsteuer senken und die Energiekonzerne zwingen, die Preisvorteile an die Endverbraucher weiterzugeben.

4. Würden Sie Ihr Auto gegen ein Fahrrad tauschen? Ich habe nie einen Führerschein besessen.

Die Antworten von Irene Mihalic (Bündnis 90/Die Grünen) 

1. Wie setzen Sie sich persönlich für Umwelt- und Tierschutz ein? Meine Devise: Nicht nur „Grün“ predigen, sondern machen! Ich bin Fördermitglied von Greenpeace und beherberge fünf Katzen - vier davon aus dem Gelsenkirchener Tierheim. Lebensmittel kaufe ich nur aus ökologischer und, wenn verfügbar, aus regionaler Produktion. Als Vegetarierin kommt für mich Fleisch nicht in Frage. Beim Kauf meiner Kleidung achte ich auf ökologische Rohstoffe, faire Produktionsbedingungen und soziale Standards. Ich bin Kundin der GLS-Bank, damit mein Geld z.B. nicht in Atomkraft oder sonstige umweltschädliche Bereiche investiert wird. Strom beziehe ich zu 100 % aus erneuerbaren Energien - günstiger als vor dem Anbieterwechsel. Wann immer möglich, lasse ich das Auto stehen und nutze mein Rad oder Bus und Bahn.

2. Wie ist Ihre Haltung zum Fracking? Meine Partei und ich lehnen Fracking ab. Fracking ist eine Hochrisikotechnologie. Die Folgen für Umwelt und Grundwasser sind nicht abzusehen. Wir wollen unser Trinkwasser schützen und nicht fahrlässig vergiften.

3. Wie soll die Energieversorgung in der Zukunft gestaltet werden? Wir Grüne wollen die Energiewende und damit den Ausbau der erneuerbaren Energien zu 100 % bis 2030. Dazu wollen wir den Atomausstieg vollenden und den Ausstieg aus der Kohle einleiten. Der bisherige Ausbau der erneuerbaren Energien wurde zu 90 % durch Stadtwerke, Privatleute und Energiegenossenschaften erbracht. Deshalb dürfen wir uns bei der Energiewende nicht auf die großen Konzerne verlassen, sondern treten für eine dezentrale Energieversorgung in der Hand der Bürger ein. Indem wir u.a. Industrieprivilegien bei der EEG-Umlage abbauen, entlasten wir Privathaushalte und Mittelstand um 4 Milliarden Euro und sorgen für bezahlbare Energie.

4. Würden Sie Ihr Auto gegen ein Fahrrad tauschen? Sofort! Da ich zurzeit noch in Köln arbeite, lässt sich das momentan leider nur in meiner Freizeit realisieren.

Die Antworten von Oliver Wittke (CDU) 

1. Wie setzen Sie sich persönlich für Umwelt- und Tierschutz ein? Wir erziehen unsere Söhne umweltbewusst. Mülltrennung, Achtung vor der Schöpfung und vor Geschöpfen, umweltbewusstes Verhalten und Nachhaltigkeit versuchen wir ihnen auch im Alltag zu vermitteln. Kurze Strecken lege ich im Regelfall mit dem Fahrrad zurück.

2. Wie ist Ihre Haltung zum Fracking? Nach derzeitigem Stand der Technik ist Fracking für ein so dicht besiedeltes Land wie Deutschland aus Gründen des Grundwasser- und allgemeinen Umweltschutzes nicht verantwortbar. Für Gelsenkirchen als ehemaliger Bergbaustadt ist Fracking ohnehin kein Thema.

3. Wie soll die Energieversorgung in der Zukunft gestaltet werden? Die Energieversorgung muss künftig sicher, sauber und bezahlbar sein. Da das Ende der Kernenergie unumkehrbar ist und die regenerativen Energien in den nächsten Jahren die Energieversorgung noch nicht komplett übernehmen können, brauchen wir weiter Kohlekraftwerke. Darum muss beispielsweise Datteln IV so schnell wie möglich ans Netz gehen. Und deshalb müssen sich auch die politisch Verantwortlichen in Gelsenkirchen Gedanken darüber machen, wie es mit den Kraftwerk Scholven auf Dauer weitergehen soll.

4. Würden Sie Ihr Auto gegen ein Fahrrad tauschen? Ich brauche beide.

Die Antworten von Ingrid Remmers (Die Linke) 

1. Wie setzen Sie sich persönlich für Umwelt- und Tierschutz ein? Wo immer es geht, versuche ich Bus & Bahn statt das Auto zu benutzen. Bei gutem Wetter auch das Fahrrad. Den Verzehr von Fleisch aus Massentierhaltung habe ich drastisch reduziert: lieber weniger essen und dafür aus artgerechter Haltung. Ich achte auf meinen Stromverbrauch und beziehe Naturstrom auch in meinen Büros.

2. Wie ist Ihre Haltung zum Fracking? Fracking ist mit unverantwortlichen Risiken verbunden. Besonders die Gefährdung des Trinkwassers ist nicht hinzunehmen. Gleichzeitig wird die wirtschaftliche Bedeutung überschätzt. Ich setze mich intensiv für ein Verbot von Fracking in Deutschland ein. Dazu führe ich Informationsveranstaltungen in betroffenen Städten und Gemeinden durch und arbeite mit Umweltverbänden und Bürgerinitiativen zusammen.

3. Wie soll die Energieversorgung in der Zukunft gestaltet werden? Wir wollen einen konsequenten Umbau der Energieversorgung hin zu erneuerbaren Energien. Dies eröffnet Chancen für eine Demokratisierung der Versorgung: kommunale Stadtwerke und Energie in Bürgerhand. Pumpspeicherkraftwerke in alten Bergwerksschächten könnten zur Speicherung von Energie aus erneuerbaren Quellen einen wichtigen Beitrag leisten. Die Kosten müssen fair verteilt werden, damit Energie für alle bezahlbar bleibt. Die Steuerbefreiung für Großverbraucher ist ein Hohn für Privatleute und unterläuft die Energiewende.

4. Würden Sie Ihr Auto gegen ein Fahrrad tauschen? Das würde ich sehr gerne tun. Als Bundestagsabgeordnete stehe ich aber unter einem enormen Termindruck. Pünktlich zu drei oder mehr weit verstreuten Terminen zu kommen, ist nur mit Fahrrad und öffentlichen Verkehrsmitteln kaum möglich.

Die Antworten von Marco Buschmann (FDP) 

1. Wie setzen Sie sich persönlich für Umwelt- und Tierschutz ein? Persönlich bemühe ich mich, Energie zu sparen: Ich lebe in einer energetisch sanierten Wohnung, benutze für die meisten elektrischen Geräte Mehrfachstecker mit Kippschaltern und nutze, wenn es vernünftig möglich ist, bei langen Dienstreisen die Deutsche Bahn statt den Flieger oder das Auto.

2. Wie ist Ihre Haltung zum Fracking? Die FDP-Fraktion hat einen Gesetzentwurf unterstützt, der den Grundwasserschutz gestärkt und Fracking in Bergbauregionen wie dem Ruhrgebiet praktisch ausgeschlossen hätte. Leider ist der Koalitionspartner von der Fahne gegangen. Insgesamt müssen wir noch mehr über das Verfahren lernen, um Chancen und Risiken des Verfahrens umfassend bewerten zu können.

3. Wie soll die Energieversorgung in der Zukunft gestaltet werden? Wir wollen insbesondere den Bereich der Erneuerbaren Energien wirtschaftlich vernünftiger gestalten, damit etwa Strom nicht nur ökologisch produziert wird, sondern auch bezahlbar bleibt. Deshalb setzen wir uns für Direktvermarktung zwischen Produzent und Kunde ein, damit nicht mehr auf Kosten der Verbraucher am Bedarf vorbei produziert wird. Zum anderen wollen wir ein Mengenmodell einführen. Dann entsteht ein Wettbewerb darum, auf welche Weise verlässlich und günstig erneuerbare Energie zur Verfügung gestellt werden kann.

4. Würden Sie Ihr Auto gegen ein Fahrrad tauschen? In meiner Freizeit tue ich das sehr oft, weil meine Freundin und ich gerne lange Radtouren unternehmen. In meinem Beruf bin ich auf das Auto angewiesen, weil ich viele Veranstaltungen in ganz NRW mache. Da heißt es zum Beispiel, am Sonntagmorgen in Alpen zu sein oder um 23 Uhr von Höxter nach Gelsenkirchen zu kommen.