Gelsenkirchen.

Martha Hanowski ist eine Frau mit vollem Terminkalender. Zwischen Handarbeit, Gymnastik, Kegeln oder dem Blumenpflegen findet die 90-Jährige aber gerne Zeit, um uns von ihrem Leben im Seniorenheim zu berichten. Das ist nämlich sehr aktiv. Vor allem der Fußball hält die rüstige Dame ganz schön auf Trab.

Einiges in dieser Wohnung deutet darauf hin, dass Martha Hanowski eine tiefe Leidenschaft hat: Etwa der königsblaue Wecker auf dem Tisch oder der gleichfarbige Kalender an der Wand. Schalke-Fan? „Natürlich“, sagt die Seniorin und reckt fürs Foto den Schal weiter in die Höhe. „Ein Trikot habe ich auch.“ Als geborene Schalkerin ist das Ehrensache. 1958 habe sie die Meisterschaft auf der Bahnhofstraße mitgefeiert. Auch 55 Jahre später schaut sie sich jedes Spiel der Königsblauen an, auch wenn es mit den Augen langsam schlechter wird. „Ich höre ja noch gut.“

Engagiert im Bewohnerbeirat tätig

Vergangene Woche feierte Martha Hanowski ihren 90. Geburtstag. Und einen besonderen Jahrestag: Als eine der wenigen Senioren lebt sie seit 16 Jahren im Awo-Seniorenzentrum an der Grenzstraße. Fast genauso lange engagiert sie sich im Bewohnerbeirat des Hauses. Sie hört sich Sorgen der Mitbewohner an, plant Veranstaltungen im Haus, ändert bei Missfallen die Speisekarte und kümmert sich um die Pflege der Blumen im gesamten Haus – die sind neben dem Fußball nämlich ihre zweite große Leidenschaft. „Wenn Bewohner neu hier sind, helfe ich ihnen bei Problemen“, berichtet Martha Hanowski. Vor allem in der Anfangszeit, denn die sei für manche schwer zu überstehen. „Ich rate allen, sich zu öffnen und an möglichst vielen Angeboten teilzunehmen.“ So hat sie es vor 16 Jahren auch gemacht.

„Als ich hier ankam, war ich pflegebedürftig“, erinnert sie sich. 1983 starb ihr Ehemann, 1987 die Tochter. „Nur meine liebe Enkelin ist mir geblieben.“ Diese kümmert sich rührend um die Oma: „Jeden Abend ruft sie mich an.“ Martha Hanowski lebte zunächst alleine in ihrer Wohnung, irgendwann schlug die psychische Belastung aber auf den Körper um. „Der Kreislauf versagte immer wieder.“ Schließlich bekam sie 1997 einen Platz im Awo-Seniorenzentrum, ihrer Wunsch-Einrichtung. Ohnehin, als Schalkerin kam nichts anderes in Frage. „Hier wollte ich immer hin.“ Am Anfang war es auch für sie schwierig, sich in der neuen Umgebung zurecht zu finden. Vor allem, weil sie nach einem missglückten Gehversuch einen doppelten Kniebruch erlitt. „Der damalige Sozialarbeiter nahm mich aber im Rollstuhl mit ins Parkstadion.“ Ein schönes Trostpflaster. Für die Zukunft wünscht sich die 90-Jährige nur eines: „Gesundheit.“ Und vielleicht noch einen Meistertitel miterleben zu dürfen.