Gelsenkirchen.

Dorothea Schäfers pflegt ihre an Alzheimer erkrankte Mutter, so gut sie kann und solange ihre Kräfte mitmachen. Im vergangenen Sommer jedoch ging es nicht mehr, sie brauchte eine Auszeit. Für ihre Mutter suchte sie Betreuung in einer Kurzzeitpflege-Einrichtung. Sie fuhr mit ihrem Mann in den Urlaub, hinterließ jedoch die Telefonnummer ihrer Tochter in der Kurzzeitpflege am Rungenberg. Falls mal etwas sein sollte.

Angerufen hat bei der Tochter niemand. Die Pflegeeinrichtung sah dafür keinen Anlass. Dorothea Schäfers ist aber überzeugt: Man hätte uns kontaktieren müssen.

Was war geschehen? Die Mutter war in der zweiten Woche ihres Aufenthaltes unruhig. So unruhig, dass sie unablässig laut rufend durchs Haus irrte. Verständlich machen konnte sich die schwer Erkrankte nicht. Beruhigen ließ sie sich auch nicht.

Medikation ohne Visite

Das Pflegeteam verständigte den Hausarzt der Seniorin, bat um ein Beruhigungsmittel. Der Arzt verordnete es, ohne die Patientin zu begutachten. Allerdings handelte es sich nach seinen Angaben um ein harmloses Beruhigungsmittel, das sehr häufig genutzt wird, um Senioren für die Nacht ein wenig Ruhe zu verschaffen.

Dorothea Schäfers sieht das anders. Sie hätte gern gewusst, was da geschieht. Und sieht nicht den Arzt, sondern das Pflegeheim dafür in der Pflicht. Zumal ihrer Mutter am Ende des Aufenthaltes, als sie sie abholte, ein auffälliger Ring fehlte, den sie seit Jahren nicht abgelegt hatte. Dorothea Schäfers vermutet, dass dies der Grund für die Unruhe der Mutter war. Dass jemand ihr mit Gewalt den Ring vom Finger gezogen hatte.

Checkliste für Angehörige

Zudem alarmierten sie die Striemen, die die Mutter an der Hüfte hatte. „Sie wurde fixiert“, ist die Tochter sicher. Der Hausarzt hält das wegen der Male für möglich. Sicher kann er es nicht bescheinigen. Das Heim sagt: Die Striemen sind Druckstellen von der Windel. Das erkenne jede Fachkraft sofort. Die Tochter sagt: Auf gar keinen Fall. Die Mutter trage immer Windelhöschen, solche wunden Stellen habe es noch nie gegeben. Die von der Tochter eingeschaltete Staatsanwaltschaft stellte das Verfahren gegen das Heim ein.

Heute hat Dorothea Schäfers sehr andere Sorgen. Der Mutter geht es schlechter, die Krankheit ist fortgeschritten. Auszeiten muss sie sich jetzt erst recht gönnen, hat auch schon ein anderes Haus für die Kurzzeitpflege gefunden, mit dem sie sehr zufrieden ist.

Warum sie sich dann jetzt noch an die Zeitung gewendet hat? Damit anderen nicht Ähnliches widerfährt. Dafür hat sie auch eigens eine Checkliste für Angehörige erstellt, die ihre Lieben vorübergehend pflegen lassen.