Gelsenkirchen. .
„Das Haus der Jeanne Calment“ feierte am Samstag im Consol-Theater eine gelungene Premiere. Die Geschichte: Drei Rentner und eine Praktikantin brechen aus dem monotonen, tristen Alltag im Altenheim aus, in dem sie nur darauf warten, „gestorben zu werden“. Auf ihrer Reise machen sie Halt in einer vierstöckigen Diskothek, erinnern sich an alte Zeiten und die Heimat. Jeanne Calment, die mit 122 Jahren die älteste, statistisch erfasste Frau wurde, wacht über alle Lebenden, betont die Gefühle und Träume der Protagonisten.
Das Stück zeigt einfühlsam, aber auch humoristisch auf, wie sich alte Menschen fühlen, wie sie denken und sich erinnern, wie sie das Leben in einem Altenheim empfinden.
Autorin kennt den Heimalltag
Bei „Das Haus der Jeanne Calment“ handelt es sich um die überarbeitete Neufassung von „Uns kriegt ihr nicht“, inszeniert von einer generationenübergreifenden Gruppe der „Volxbühne“ des Consol-Theaters. Lisa Danulat, die Autorin des Stücks, hat sich die Premiere nicht entgehen lassen. Sie ist erst 30 Jahre alt, setzt sich aber dennoch mit dem Älterwerden und der Demenz auseinander: „Als ich 14, 15 Jahre alt war, habe ich mehrere Praktika im Altenheim und in der Geriatrie gemacht und habe dort den Alltag kennengelernt. Das hat mich beschäftigt.“ Das Leben in Altenheimen habe sie oft als katastrophal erlebt. „Es ist erschreckend, wie überfordert die Pfleger oftmals waren. Ich denke, das ist heute sogar noch schlimmer geworden“, sagt die Autorin.
„Das Haus der Jeanne Calment“ ist ein Lesestück – sozusagen eine Mischform aus Theater und Lesung. Für den Zuschauer mochte das zumindest anfänglich ungewohnt gewesen sein, doch auch ohne viel Bewegung auf der Bühne ist das Stück spannend, unterhaltsam, nachdenklich stimmend. So stellt sich etwa die Praktikantin die Frage „Was ist schlimmer? Körperlich fit zu sein und geistig im Eimer oder andersrum?“
Fotos von Gudrun Kreuzer begleiten den Text
Auch Lisa Danulat war gespannt auf die Umsetzung, hatte sie bei den Proben doch nicht dabei sein können. „Ich habe mich mit dem Regisseur André Wülfing getroffen, um den Text durchzugehen, für mich ist das heute aber auch eine Überraschung.“ Von der Idee, aus dem Text ein Lesetheater zu machen, sei sie begeistert gewesen.
Den Text begleiten Fotos von Gudrun Kreuzer. Die Bilder stammen aus der Reihe „Iscola Sacca Sessola“ und zeigen Impressionen einer verlassenen Krankenhausinsel bei Venedig. Dazu wird das Spiel mit einer Geräuschkulisse von Dominik Sutor untermalt, was dem Stück einen Hauch von Hörbuchcharakter verleiht.