Gelsenkirchen. . Linke-Abgeordnete beim Ortstermin am Straßenstrich an der Bickernstraße in Gelsenkirchen

Zu Wahlkampfzeiten wird von Politikern jeglicher Couleur fast jede Gelegenheit genutzt, um sich im Lichte der Öffentlichkeit ausgiebig zu profilieren. Nachdem die CDU angekündigt hat, das Thema Prostitution an der Bickernstraße in Bismarck in der nächsten Sitzung für Gesundheit und Soziales einzubringen, hat sich postwendend auch das linke Lager geregt.

Der Kritik an dem Gebaren der Verwaltung, nach jahrelanger Duldung des horizontalen Gewerbes nach einer (!) Beschwerde in blankem Aktionismus zu verfallen, ließ die Gelsenkirchener Bundestagsabgeordnete Ingrid Remmers (Die Linke) jetzt einen Ortstermin folgen.

„So tief kann das Sommerloch doch nicht sein"

Die Politikerin nahm die geparkten Wohnwagen, in denen die Prostituierten ihre Dienste verrichten in Augenschein und verschaffte sich einen Überblick in der nahen Umgebung. Remmers Resümee: „Keine unmittelbare Wohnbebauung, kein Kindergarten und auch keine Schule in der Nähe – so tief kann das Sommerloch doch nicht sein, als dass die Verwaltung das Thema jetzt aufgreift. Und von Schmutz und Dreck durch gebrauchte Taschentüchern und Kondomen in den Grünanlagen kann auch keine Rede sein.“ Ergo: Die Stadt habe die örtliche Prostitution jahrelang toleriert und solle nun auch weiterhin dazu stehen.

Einen Termin mit den Prostituierten selbst oder besorgten Anwohnern hatte Ingrid Remmers nicht abgemacht, ohnehin war es zu früh. Morgens um zehn Uhr herrscht an der Bickernstraße – bleiben wir im Bild – kein Verkehr. Dass es zu einem „runden Tisch“ kommen könnte, schloss die in Bochum sesshafte Abgeordnete nicht aus. „aber nur, wenn die Situation eskalieren würde“.

Nein zu genereller Gewerbemeldung

Die Idee nach einer generellen Pflicht für Prostituierte, Gewerbe anzumelden, findet bei Ingrid Remmers wenig Anklang: „Die Konkurrenzsituation der Frauen ist ohnehin sehr groß und Dumpinglöhne schon jetzt ein Thema – es wird durch den Zulauf aus Ländern wie Bulgarien und Rumänien noch größer. Insofern sind die Verdienste Prostituierter eher gering, es reicht, wenn sie in die Sozialkassen einzahlen.“