Gelsenkirchen. Das legendäre Schalker Ernst-Kuzorra-Tabaklädchen in Gelsenkirchen ist geschlossen. Pächterin Gudrun Rojek hat nach anderhalb Jahren aufgegeben. Aber, Schalke wäre nicht Schalke, würde der Mythos nicht weiterleben. Schalke 04 steigt in den Pachtvertrag ein und will den Traditionsladen erhalten.

Der Qualm der letzten Zigarre ist schon lange verraucht in Ernst Kuzorras legendärem Tabaklädchen an der Kurt-Schumacher-Straße 121. Inzwischen aber ist hier auch das Licht ausgegangen. Pächterin Gudrun Rojek hat nach gut anderthalb Jahren aufgegeben. Zu wenig Umsatz machte das Schalker Büdchen in den letzten Wochen und Monaten, auch wenn hier noch immer der Hauch praller, blau-weißer Geschichte in der Luft lag.

Trist sieht der Laden auf der Schalker Meile gleich im Schatten der Glückauf-Kampfbahn nun von außen aus. Das Rollo vor der Tür herunter gelassen, die alten Fotos von Schalke-Stürmer-Legende Ernst Kuzorra vergilben im kleinen Schaufenster, die Regale im Innenraum – leer gefegt. Ein Mann in blau-weißem Shirt vor der Tür klagt: „Schade, hier macht so viel dicht, jetzt auch noch der Kiosk.“

Mythos auf 42 Quadratmetern

Aber, Schalke wäre nicht Schalke, würde der Mythos nicht weiterleben. Schalke 04 nämlich steigt nun in den Pachtvertrag ein und will das Traditionslädchen auf jeden Fall erhalten. „In welcher Form, daran wird zurzeit noch gearbeitet“, sagt Schalke-Sprecher Heiko Kruska. Erstmal werden Verkaufsraum und Hinterstübchen renoviert: „Später könnte der Laden Treffpunkt für Fans vor den Heimspielen werden, Ziel von Führungen.“ Die Traditionsstätte werde auf jeden Fall auf Historie und nicht auf Kommerz ausgerichtet.

Damit erfüllt sich nicht nur ein Wunsch zahlloser Fans, sondern auch der Traum der letzten Pächter. Rolf Rojek, stellvertretender Vorsitzender des Fan-Club Verbandes: „Wir selbst haben lange versucht, einen neuen Pächter für den Kiosk zu finden, vergeblich.“ Wirtschaftlich habe sich das Büdchen, das ohnehin nur noch am Vormittag geöffnet hatte, nicht mehr getragen: „Außerdem wurde dreimal eingebrochen, die Versicherungskosten stiegen.“ Und vergittern habe man die Schaufenster nicht wollen. Eine Pizzeria oder einen Imbiss, sagt Rojek, nein, das wäre nicht gegangen, „nicht in diesem Traditionsladen“.

Schließlich verkaufte hier nicht nur Stürmerlegende Ernst Kuzorra nach seiner Spielerkarriere einst Zigarren, Klümpchen und Schalke-Karten. Hier stand auch Flankengott Stan Libuda hinter der Theke. Ein blauweißer Mythos auf 42 Quadratmetern, den Gudrun Rojek bis Juli tapfer pflegte. Mit viel Arbeit und wenig Umsatz. Rolf Rojek könnte sich vorstellen, dass im alten Tabaklädchen später einmal die Geschichte vom FC Schalke, von Kuzorra und Libuda, aber auch vom Stadtteil dokumentiert wird. Damit die Fans auch weiterhin von einer Liebe, die niemals endet, singen können.