Gelsenkirchen. . Am Samstag verwandelte sich das S04-Vereinsgelände zur Saisoneröffnung in eine Pilgerstätte. Im Mittelpunkt stand ein Abschied: „Señor“ Raúl verließ das blau-weiße Königreich in Gelsenkirchen

Wenn Schalke eine Religion ist, dann ist das Vereinsgelände an der Arena der größte Wallfahrtsort der Fußballwelt. 100.000 Besucher strömten am Samstag nach Vereinsangaben zur offiziellen Saisoneröffnung. Hinter der Zahl können sich selbst der große FC Bayern und die schwarz-gelbe Konkurrenz nur verstecken. Die übliche Jagd auf Autogramme, das Bühnenprogramm, die Interviews und die Materialschlacht der Sponsoren gerieten in diesem Jahr in den Hintergrund. Der Schalke-Tag stand ganz im Zeichen von Superstar Raúl, der nach der Saisoneröffnung mit einem Abschiedsspiel „Gracias“ sagte.

Bei tropischen Temperaturen schoben sich die Massen schweißgebadet durch die Gänge. Ein Schauer am Mittag hatte nur für kurze Abkühlung gesorgt. Wie auf einem Kirmesplatz hatten sich die Sponsoren mit Mitmachaktionen in Reih und Glied präsentiert. Von der guten alten Torwand bis hin zum Torwartroboter oder Fußballbillard: Die Firmen hatten sich einiges ausgedacht, um die Fans bei Laune zu halten und ihre Produkte in Szene zu setzen.

Besucher schlüpften in die Rolle des Sportkommentators

Wer das Wetter bei der Auswahl seiner Werbegeschenke vorher berücksichtigt hatte, stand in der Gunst der Fans ganz oben. Sonnenhüte und Brillenputztücher (umfunktioniert als Schweißtücher) waren buchstäblich heiß begehrt. Und Raúl ging am Samstag natürlich auch immer. Bei Schalkes Hauptsponsor gab es T-Shirts mit der Nummer sieben zu gewinnen und die S04-Anhänger konnten sich mit einem Raúl-Pappkameraden fotografieren lassen.

In die Rolle des Sportkommentators schlüpften die Besucher ebenfalls und kommentierten Spielszenen live vor Publikum. Dichtes Gedränge herrschte vor dem „Schalker Schnäppchenmarkt“. Dort gingen reduzierte Fan-Artikel der alten Kollektion, unter anderem Afellay- und Barnetta-Schals, über die Ladentheke. Beliebt waren auch Plätze bei einer der Arena-Kurzbesichtigungen, die bis auf den heiligen Rasen gingen.

Spieler schrieben Autogramme

Während des bunten Treibens an den Ständen, plauderten Spieler und Funktionäre auf zwei Bühnen aus dem Nähkästchen. Besonders gespannt waren die Fans auf die Statements der Neuzugänge. Einer der musikalischen Höhepunkte auf der Hauptbühne war der Auftritt der Band „The Florians“. Die Fans konnten sich davon überzeugen, dass die Truppe nicht nur Schalke-Lieder wie „Königsblauer S04“ beherrscht, sondern sich auch in der Rock- und Popszene wohlfühlt. Den besten Blick auf „Schalkeland“ bekamen die Gäste bei einer Fahrt mit dem Aussichtskran.

Bei den vielen Aktionen war Geduld gefragt. Aber die Schalker Fan-Seele ist ja leidgeprüft. Lange Warteschlangen bildeten sich vor den beiden Autogrammzelten. Bis 15 Uhr signierten die Spieler Autogrammkarten und alles andere, was ihnen die Fans entgegenstreckten. Danach zogen sich die Fußballer zurück, schließlich wurde am frühen Abend noch gespielt. Der Sport war gegen einen mitleiderregenden Gegner aus Katar aber zweitrangig. Seit dem Morgen hatten sich die Fans darauf eingestimmt, noch einmal Raúl spielen zu sehen. Zum vorläufig letzten Mal wehten die spanischen Flaggen in der Arena. Der fannahe Schalke-Tag endete mit einem Bad von Raúl in der Menge der Nordkurve. Eine selbst für Schalker Verhältnisse denkwürdige Saisoneröffnung.