Donaueschingen. Fußball-Bundesligist FC Schalke 04 befindet sich derzeit im Trainingslager in Donaueschingen. Manager Horst Heldt spricht über Neuzugang Leon Goretzka, die Zukunft von Julian Draxler, ein angebliches Angebot für Jefferson Farfan und den möglichen Transfer von Sascha Riether.

Der Sonnenschirm auf der Terrasse des Öschberghofes knirscht und knackt im Wind. „Wie ein Schiff auf hoher See“, sagt Horst Heldt und findet, dass dies ganz gut zu Schalke passt, wo es ja auch oft stürmisch zugeht. Im Trainingslager in Donaueschingen spricht Schalkes Manager über die Zukunft von Julian Draxler, über weitere Personalplanungen und über Leon Goretzka, der am Dienstagabend im Schwarzwald eingetroffen ist.

Herr Heldt, wie sehr hat das Transfer-Gerangel mit dem VfL Bochum nach Ihrem Eindruck den erst 18 Jahre alten Goretzka belastet?

Horst Heldt: Leon ist erstmal froh, dass es vorbei ist. Er ist ein ruhiger, zurückhaltender Zeitgenosse, der nicht mit seinen Gefühlen hausieren geht. Aber nach einer so langen Zeit in Bochum hätte er sich sicher einen schöneren Abschied gewünscht.

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Wie sieht die Einigung mit Bochum im Detail aus?

Heldt: Was ich sagen kann, ist: Es wird zwei Freundschaftsspiele gegen Bochum geben. Außerdem habe ich mit Christian Hochstätter (Bochums Sportvorstand, die Red.) auch über Spieler gesprochen, die wir abgeben würden. Ob beim VfL Interesse vorhanden ist, prüft Hochstätter jetzt mit Bochums Trainer.

Goretzka will in Bochum noch sein Abitur bauen. Ist das mit dem Wechsel nach Schalke vereinbar?

Heldt: Auf jeden Fall. Es ist ihm und uns wichtig, dass er die Schule zu Ende macht. Darüber haben wir bereits früh mit seiner Schulleiterin gesprochen. Es kann aber sein, dass er bei uns auch mal eine Trainingseinheit verpasst.

Bochums Trainer Peter Neururer glaubt, dass es für Goretzkas Entwicklung besser wäre, wenn er noch ein weitres Jahr in Bochum gespielt hätte.

Heldt: Das sehen wir anders. Der große Unterschied liegt in der Qualität der Liga. Und Leon hat eine solche Klasse, dass er sich dem Konkurrenzkampf bei uns stellen kann. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.

Mit Max Meyer, Leon Goretzka und Julian Draxler haben Sie nun ein Talent-Trio im Mittelfeld: 17, 18 und 19 Jahre jung.

Heldt: Die jungen Spieler sind heute viel reifer in ihrer Entwicklung. Früher durftest du mit 19 gerade mal die Schuhkiste tragen und mit 17 gar nix, weil du die Chance nicht bekommen hast. Heute gehört Julian mit 19 Jahren ja schon fast zum alten Eisen (lacht).

Draxler hätte Schalke in diesem Sommer schon verlassen können, hat aber gesagt, dass er sich im Jahr vor der WM nicht an einen neuen Verein gewöhnen möchte. Ist er im nächsten Jahr nicht mehr zu halten?

Helst: In seine Aussage kann man viel hinein interpretieren. Ich interpretiere es nicht so, dass er sagt: Ich bin auf jeden Fall im nächsten Jahr weg.

Haben Sie keine Angst, dass das Interesse großer Klubs und die Ausstiegsklausel für Draxler in der neuen Saison einen zusätzlichen Druck bedeuten könnten?

Heldt: Da mache ich mir keine Sorgen. Julian wird doch pausenlos mit solchen Themen konfrontiert – schon vor zwei Jahren wollte ihn ja Juventus Turin haben. Auch damit ist er klar gekommen, denn er ist ein sehr intelligenter Mensch, der eine klare Karriereplanung hat. Ich halte es sogar für wichtig, dass er sich damit auseinander setzt und dann selbst eine Entscheidung trifft. In den vergangenen Jahren hat er sich schon zweimal entschieden, seinen Vertrag auf Schalke zu verlängern, und nun hat er sich wieder entschieden, bei uns zu bleiben. Julian weiß genau, was er braucht. Er will in seiner Karriere das Maximale erreichen.

Türkische Medien haben in den vergangenen Wochen immer wieder gemeldet, dass Jefferson Farfan zu Galatasaray Istanbul wechseln soll. Sie wurden sogar von einem türkischen Radiosender zitiert.

Heldt: Mit einem türkischen Radiosender hat Thomas Spiegel (Schalkes Pressechef, die Red.) mich wirklich nicht in Verbindung gebracht – es sei denn, ich war volltrunken (lacht). Ich kann bestätigen, dass es immer wieder ein aufkommendes Interesse an Jefferson gibt, aber wir haben kein Interesse, ihn abzugeben. Punkt.

Was tut sich sonst noch bei den Personalplanungen?

Heldt: Wir versuchen, den Kader noch zu verschlanken.

Gibt es inzwischen eine Entscheidung über eine Verpflichtung von Sascha Riether?

Heldt: Nein. Wir sind weiter im Austausch mit dem Berater und dem Spieler, aber wir hatten in den letzten Tagen ein paar andere Sachen zu erledigen, wie den Goretzka-Transfer und die Jahreshauptversammlung.

Trainer Jens Keller hält Riethers Verpflichtung nicht für zwingend notwendig, weil es mit Rückkehrer Tim Hoogland eine weitere Alternative gibt.

Heldt: Sascha Riether hat eine gewisse Erfahrung, und wir müssen auch aufpassen, dass wir nicht zu jung werden. Aber wenn Tim Hoogland fit ist, ist er mehr als eine ernstzunehmende Alternative. Tim ist einfach ein positiver Mensch – ein Typ, mit dem man gerne zusammenarbeitet.