Gelsenkirchen.

Im Seniorenheim Haus St. Anna sitzen Georg Krotka (73) und Helmut Murawski (71), beide ehemalige Bergleute, im Schatten und schmirgeln eifrig an je einem hölzernen Schwein. Der Freitagnachmittag ist für die beiden ein fester Termin, der für die Holzwerkstatt reserviert ist.

Auf dem Tisch stehen fertige Holzblumen, Vogelhäuschen und Lesezeichen. Links daneben am Tisch wird gesägt. zwischendurch wird getuschelt, auch mal ein Witz („nicht immer stubenrein“). Und hin und wieder stimmt Alfred Stein auch ein Liedchen an mit seinen Schützlingen. Die Holzwerkstatt hat er mit aufgebaut.

Vom Fleischer zum Holzverarbeiter

Alfred Stein ist gelernter Handwerker, Fleischermeister um genau zu sein. Viele Gelsenkirchener kennen ihn noch, vom Markt, wo er 27 Jahre lang mit seinem Verkaufswagen stand. Neben einem Döneken oder einem Witz gab es immer frisch geschnittene Wurst. Als Alfred Stein Laden und Markt aufgab, stand für ihn schnell fest: Untätig sein geht gar nicht.

Was man so untätig nennt. Der Mann ist als dreifacher Opa (vierjährige Zwillinge und eine Achtjährige), engagiertes Mitglied der TG Ückendorf und damals noch aktiv im MC Liederkranz 1899.

Vor gut einem Jahr meldete er sich bei der Ehrenamtsagentur. Er könne vielleicht mit etwas Handwerklichem helfen, bot er an. Das St. Anna Senioren und Pflegeheim der Caritas suchte zu der Zeit noch ehrenamtliche Helfer. Vor allem an Angeboten für Männer mangelte es.

Andrea Hundert, Leiterin des Sozialdienstes, war hocherfreut. Mit ihrer Unterstützung baute Alfred Stein dann die Holzwerkstatt an der Märkischen Straße auf. Jeden Freitag ab 15 Uhr sägt, schmirgelt und malt er nun mit einem Kern von sechs Männern aus dem St. Anna, aber auch mit Männern, die daheim wohnen und nur zum Werken kommen. Die pflegenden Angehörigen können unterdessen einmal ausspannen.

Spaß, der auch die Frau ansteckt

„Das macht mir großen Spaß. Und den Männern, die mitmachen, auch“, strahlt Alfred Stein. Tatsächlich schmirgeln die Teilnehmer mit Hingabe die ausgesägten Lesezeichen-Würmer und Blumen.

„Ich mache das so gerne, dass ich mittlerweile auch jeden Donnerstag komme zum Dämmerschoppen. Da singe ich auf den Stationen mit den Bewohnern. Volkslieder, alte Schlager, alles was die Mundorgel hergibt. Und meine Frau hab ich auch schon angesteckt. Die kommt jetzt donnerstags immer mit,“ erzählt Stein.

Den Gesangsverein hat er dafür aufgegeben, das wurde ihm zeitlich zu viel. „Aber die Arbeit hier gibt mir sehr viel mehr“, gesteht der Rentner. Privattermine werden jetzt grundsätzlich um die Heimtermine herumgestrickt. Nur Urlaub macht die Familie natürlich trotzdem, oft mit den Enkeln.

Wenn Not am Mann ist

Und das Heim St. Anna ist natürlich heilfroh, einen so engagierten und freundlichen Helfer zu haben, der mittlerweile zum Beispiel auch bei Begleitung der Bewohner zum Arzt einspringt, wenn mal richtig Not am Mann ist.