Gelsenkirchen. . Im Ruhr-Café des Caritas Senioren- und Pflegeheims Liebfrauenstift arbeiten vier Ehrenamtliche. Zum Service gehören auch Gespräche.

Berührungsängste kennt man im Ruhr-Café des Caritas Senioren- und Pflegeheims Liebfrauenstift an der Ruhrstraße nicht. „Erdbeben!“, sagt Werner Keil (44) laut und rüttelt von hinten am Rollstuhl einer alten Frau – ganz sachte, versteht sich. Und die schreckt auch nicht etwa auf, sondern lacht herzlich. Werner Keil ist einer von vier Ehrenamtlichen, die ausschließlich beim wöchentlich stattfindenden Ruhr-Café anpacken. Insgesamt sind 30 Ehrenamtliche im Liebfrauenstift tätig.

Jeden Dienstag öffnet das Ruhr-Café im Erdgeschoss von 14.30 bis 16.30 Uhr seine Pforten. Es ist als Treffpunkt nicht nur für die Bewohner, ihre Angehörigen und Besucher gedacht, sondern auch als Ort des Miteinanders der Kulturen und Generationen im Quartier. Für den Betrieb des Cafés, das vor einem Jahr öffnete, ist das Ehrenamtler-Quartett eigenverantwortlich, erklärt Katja Knoop, Ehrenamtskoordinatorin und Leiterin Sozialer Dienst in der Caritas-Einrichtung: „Sie bestellen den Kuchen, bewirten die Senioren und die Besucher und so weiter.“

Mit der Zeit hat sich eine Aufgabenteilung entwickelt. Werner Keil und Birgit Salewski (52) arbeiten eher im Hintergrund, wie sie selber sagen. „Wir bereiten vor, kümmern uns um heiße Getränke, holen Sachen aus der Küche des Heims oder fordern ausgegangene Sachen nach“, erklärt Keil.

Ehrenamtler gesucht

Unter dem Titel „Das Sahnehäubchen obendrauf“ haben die Aktionsgemeinschaft Gelsenkirchener Senioreneinrichtungen und die Ehrenamtsagentur eine Kampagne zur Gewinnung von Ehrenamtlern in Senioreneinrichtungen gestartet.

Wer sich eine Tätigkeit im Ruhr-Café vorstellen kann, möge sich bei Katja Knoop melden unter 9 82 79 99 oder per E-Mail: katja.knoop@caritas-gelsenkirchen.de. Wer sich für ein anderes Ehrenamt interessiert: Ehrenamtsagentur 1 69 33 33

Um die Bedienung der Gäste kümmern sich Anette Rogall (57) und Ingeborg Steuer (69). Für beide ist es das erste Ehrenamt. „Ich bin von unserem Pastor angesprochen worden“, sagt Anette Rogall aus dem Haverkamp. Bis zum Tod ihres Vaters vor zwei Jahren war sie für dessen Pflege zuständig. „Ich bin in die Pflegetätigkeit reingeschlüpft. Als es dann vorbei war, bin ich in ein Loch gefallen.“ Dann habe sie vom Ruhr-Café erfahren und dort angefangen. Nach Anlaufschwierigkeiten („Man kennt die Leute ja nicht.“) ging es dann aber schnell. Nicht nur die Bedienung, auch der Kontakt und die Kommunikation zeichnen das Ehrenamt im Ruhr-Café aus.

Nur wenige Besucher für Senioren

Ingeborg Steuer hat bis April 2012 als Verkäuferin gearbeitet: „Ich konnte danach nicht einfach zu Hause sitzen.“ Auch sie hat ein ausgezeichnetes Verhältnis zu den Senioren entwickelt. „Die Leute erzählen von ihrem alten Zuhause, von ihren Kindern. Manche Menschen brauchen das, dass ihnen jemand zuhört.“ Die meisten Bewohner bekommen nicht so viel Besuch, sagt auch Anette Rogall. Mit diesen Senioren unterhalte man sich dann mehr.

Katja Knoop: „Das Ruhr-Café hat bislang nur dienstags geöffnet, damit es sich aber als Treffpunkt für Jung und Alt im Stadtteil etablieren kann, wäre ein weiterer Öffnungstag, der am Besten am Wochenende sein sollte, ideal.“ Und deshalb sucht der Liebfrauenstift nach weiteren Ehrenamtlichen.