Gelsenkirchen. . Seit 1958 gibt es das Jahnbad an der Kanzlerstraße in Heßler. Die Gäste schätzen den nostalgischen Charakter der Anlage. Jung und Alt schwimmen und sonnen hier Seit’ an Seit’.
Seit 1958 gibt es das Jahnbad in Heßler. Und an der Kanzlerstraße 46 ist die Zeit stehen geblieben, dort hat sich nicht viel verändert. Nostalgie liegt in der Luft. Wären da nicht die Badegäste, die in Sachen Frisur und Bademode mit der Zeit gehen, könnte man tatsächlich meinen, Jahrzehnte in die Vergangenheit gereist zu sein.
Das Azurblau des Schwimmbeckens funkelt vielversprechend in der Sonne. Kacheln sucht man vergeblich, die hielten erst später Einzug in die Freibäder-Landschaft. Sprungturm? Wasserrutsche? Wellenbad? Fehlanzeige.
Aber gerade dieses Pure, dieses Unverfälschte, diese „alte Schule“ scheint bei den Wasserratten gut anzukommen. Und wer meint, hier würden lediglich ein paar Rentner gemächlich ihre Bahnen ziehen, der irrt gewaltig. Auch ältere Kinder und junge Jugendliche machen sich am Montag Nachmittag einen schönen Tag im Jahnbad. 170 Leute tummeln sich auf der 6300 Quadratmeter großen Fläche.
"Sofort in das Bad verliebt"
„Ich bin eigentlich nur hier, weil es so nah ist“, sagt Paul (12) und vermisst wenigstens eine Wasserrutsche. Dafür hat er in dem 50 Meter langen und zehn Meter breiten Becken aber auffallend viel Spaß. Vom Rand aus springt er auf die mitgebrachte Luftmatratze, stürzt sich vom Startblock aus ins Wasser und jagt einem anderen Jungen lachend mit der Wasserpistole hinterher.
Pauls Eltern, Ira (36) und Alex (32) Hellwich, sind vor zwei Jahren nach Heßler gezogen. „Wir haben uns sofort in das Bad verliebt“, sagt Mutter Hellwich, die vor zwei Wochen zum ersten Mal das Jahnbad besucht hat. Ihr Mann Alex hat schon vor Jahren von dem Kleinod in Gelsenkirchen gehört: „Ein Arbeitskollege aus Bochum hat mir schon in den 90er-Jahren erzählt, dass es hier ein Bad der alten Schule gibt.“
Dem Paul sein Bad
Am Montag Mittag hatte er es endlich gefunden. „Und jetzt liegt es zufällig vor der Haustür“, lacht der 32-Jährige. Er mag die ruhige, ungezwungene Atmosphäre. Und ihm gefällt auch, dass keiner der Jugendlichen den starken Mann markiert: „Wir mögen es lieber ruhiger, ohne Spektakel“, sagt er und pickt sich eine Olive aus dem Glas.
Das Jahnbad wird vererbt
Die Tischtennisplatte und der Basketballkorb am Rand der Liegewiese sind zu diesem Zeitpunkt verwaist. Ein Streifen Wiese neben dem Becken, abgeschirmt durch eine niedrige Hecke haben einige ältere Herrschaften zu ihrem Refugium erklärt. Das rege Treiben scheint die Senioren nicht im geringsten zu stören. Sie unterhalten sich, lesen, brutzeln in der Sonne oder beobachten das Treiben im funkelnden Wasser.
Das Jahnbad wird gewissermaßen vererbt. „Ich komme seit meinem dritten Lebensjahr her“, erklärt Sabrina Krefft (26) aus Horst. Sobald es warm ist, macht sie sich mit ihrer Familie auf den Weg hier her. Der Besuch am Montag ist allerdings der erste in diesem Jahr. „Ich habe hier schwimmen gelernt und meine Kinder lernen hier auch schwimmen“, sagt die 26-Jährige und lässt ihren Sohn Gabriel mit seinen Schwimmflügeln behutsam ins Wasser gleiten.