Gelsenkirchen.
Was ist denn da los im Zentralbad? Aufgeregte Kinder, stolze Eltern, die Fotos knipsen und auch OB Frank Baranowski ist da. Stolz präsentieren die jungen Wasserratten ihre Urkunden. Die meisten von ihnen haben ihr Seepferdchen gemacht, einige erreichten sogar das Deutsche Jugendschwimmabzeichen in Bronze.
„Hier habe ich das Schwimmen schneller gelernt als in der Schule und es war gar nicht schwer“, freut sich die zehnjährige Julie aus Frankreich, die die Ferien bei ihrer Oma in Gelsenkirchen verbringt. Ihr Schwimmerfolg sollte eine Überraschung für ihre Mutter sein.
Etwa 80 Prozent der Gelsenkirchener Grundschüler können nicht schwimmen. Das hat eine Umfrage von „Quietschfidel“ ergeben. Mehr als die Hälfte aller Grundschulen hat sich demnach an der Umfrage beteiligt.
Nachhaltiges Projekt
Hilfe soll das Projekts „Quietschfidel – Schwimmen lernen in Gelsenkirchen“ leisten. Jetzt sind es schon 24 Kinder mehr, die von nun an ins Schwimmerbecken dürfen. „Wir haben uns damals bei Quietschfidel beworben, aus jedem Regierungsbezirk in Nordrhein-Westfalen wurde schließlich eine Stadt oder ein Kreis ausgewählt. Der Antrag lief dann über Gelsensport“, erklärt Ludger Roling von der Deutschen Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG).
Das Projekt soll nachhaltig sein, auf drei Jahre ist es angesetzt. In Kooperation mit der DLRG wurde eine Seepferdchen-Schule im Zentralbad sowie im Hallenbad Buer angeboten. Das Projekt wird mit jährlich 12 000 Euro finanziert.
Für Oberbürgermeister Frank Baranowski ist es erschreckend, dass so viele Kinder nicht schwimmen können: „Dabei ist Schwimmen ein schöner Sport. Und viel wichtiger ist, dass im Urlaub an Badeseen so schnell etwas passieren kann. Es ist wichtig, möglichst früh schwimmen zu lernen.“ Er selbst habe mit etwa zehn Jahren schwimmen gelernt – auch im Zentralbad bei der DLRG.
Weniger Unterricht
So haben es ihm nun auch fast 40 Kinder im Alter zwischen acht und zwölf Jahren nachgemacht. In dem zweiwöchigen Intensivkurs wurden sie auf ihr Seepferdchen vorbereitet. Auch der 11-jährige Timo hat nun sein Seepferdchen: „Ich musste hier von der Schule aus hin und jetzt bin ich richtig stolz, dass ich es geschafft habe“, sagt er.
Auch seine Mutter ist nun beruhigt: „Es ist gut zu wissen, dass er nun sicherer im Wasser ist, wenn er unterwegs ist. Es kann ja schnell passieren, dass man an einem See ins Wasser fällt.“
Weshalb so viele Kinder heute nicht schwimmen können, versucht Jürgen Deimel, Vorstandsvorsitzender von Gelsensport, zu erklären: „Es gibt immer weniger Schwimmunterricht an den Schulen, zum einen fehlt es an Personal, zum anderen gibt es auch deutlich weniger Schwimmbäder als früher.“ Ein weiterer möglicher Grund sei, dass in Gelsenkirchen nun einmal viele Migranten leben, die oft nicht am Schwimmunterricht teilnehmen dürften. Daher möchte Roling nun auch verstärkt an die Grundschulen gehen. Nach den zwei Wochen sei die Resonanz gut. „Wir wollen auf jeden Fall dran bleiben.“