Gelsenkirchen.
Auf der Führungsebene kracht es zwischen Evangelischer und Katholischer Kirche mitunter ordentlich. An der Basis sieht das ganz anders aus. Die Ökumene funktioniert in vielen Gemeinden vorbildlich. So wie in Bulmke. Bereits zum 10. Mal luden Katholische und Evangelische Christen dort zum Ökumenischen Kirchentag ein. Der Tag, bei dem sich die Gläubigen gegenseitig besuchen, ist nur eines von vielen Festen, die in Bulmke gemeinsam gefeiert werden.
Der Gottesdienst zum Abschluss des Ökumenischen Kirchentages findet traditionell unter freiem Himmel statt. Am Sonntag hatte Petrus dem Vorhaben aber die Grenzen aufgezeigt. Wegen der unsicheren Wetterlage und des starken Windes wurde die Feier in die Pauluskirche an der Hammerschmidtstraße verlegt.
Solidarität war früher viel größer
In diesem Jahr stand der Kirchentag unter dem Motto „Soviel Du brauchst“, einem Satz aus dem zweiten Buch Mose. Im Zusammenhang mit einer Speisung in der Wüste soll die Aussage gefallen sein. „Es heißt dort eben nicht: nimm so viel du willst“, machte Pfarrer Henning Disselhoff die inhaltliche Bedeutung und den gesellschaftskritischen Ansatz klar.
Die Themen Überfluss, Mangel, Gier und Maßhalten hatten die Gläubigen zuvor schon in Bibelgesprächen und Diskussionsrunden, die im Ketteler-Haus stattfanden, beschäftigt. Die Ergebnisse wurden im Gottesdienst präsentiert.
„Wir kamen auf die Zeit nach dem Krieg zu sprechen“, so Disselhoff. Solidarität und Nachbarschaftshilfe seien damals viel größer gewesen. „Weil alle wenig hatten.“ Die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich beschäftige die Menschen heute. „Lebensmittel werden weggeschmissen, Rohstoffe ausgebeutet, das Wirtschaftssystem ist aus dem Ruder gelaufen.“
Nicht auf das große Ganze schauen
Wenn man auf die großen Probleme schaue, sei das meist sehr frustrierend. „Aber als Konsument kann man im Kleinen etwas ändern“, so Disselhoff. In der Ökumene sei die Situation ähnlich. Auch dort dürfe man nicht auf das große Ganze schauen. „Denn wenn man guckt wie wenig dort passiert, kann man die Lust verlieren“, fand der Pfarrer deutliche Worte.
In Bulmke ist die Lust an der Ökumene groß. Weihnachten und Ostern feiern die Christen gemeinsam. Zweimal im Jahr gibt es einen Ausflug. „Eine Trennung macht gar keinen Sinn, wir haben schließlich eine breite gemeinsame Basis und beziehen uns beide auf die Bibel“, so Kirchentagsbesucherin Anke Ballhausen, die Dank des Pilotprojekts „Creative Kirche“ sogar Mitglied beider Kirchen ist.