Nach dem Kirchentag ist vor dem Kirchentag – jedenfalls für die ökumenischen Partner der evangelischen Kirchengemeinde und der katholischen Gemeinde Heilige Familie in Bulmke.

Seit zehn Jahren gehört der gemeinsame Kirchentag zu den Höhepunkten in dieser ohnehin lebendigen ökumenischen Gemeinschaft, die schon von den Vorgängern von Pfarrer Henning Disselhoff und Pater Robert Terliesner voran getrieben wurde. Aus dem Nebeneinander von Pauluskirche und Heilige Familie hat sich in den vergangenen 30 Jahren ein beständiges Miteinander entwickelt.

Reisen nach Eisenach und Rom

Und während sich insbesondere die katholische Amtskirche beim Thema Ökumene noch immer schwer tut, macht die kleine Heilige Familie vor, dass man mit den Protestanten von nebenan wie selbstverständlich sogar die Osternacht gemeinsam feiern kann. Disselhoff sagt: „Das ist ein Gottesdienst, wo man die katholische Seele spürt.“ Und Katholik Terliesners Maxime: „Man muss es wollen, dann ist vieles möglich.“ Zum ökumenischen Markt der Möglichkeiten in Bulmke gehörten etwa gemeinsame Gemeindeaktionen wie Besuche in Eisenach – auf der Wartburg hat Martin Luther bekanntlich die Bibel ins Deutsche übersetzt – oder in Rom. Und natürlich die Teilnahme an den großen Kirchentagen. Auch gemeinsame Gemeindeabende führen unter dem Strich dazu: Man kann voneinander lernen.

Protestant Disselhoff nennt ein Beispiel: „Beide Kirchen stehen in großen Umstrukturierungsprozessen. Die Katholiken haben ja schon länger XXL-Gemeinden. Wir stecken noch mittendrin.“ Da könne man von Erfahrungen der anderen profitieren.

Zurück zum „kleinen“ ökumenischen Kirchentag, den Christen beider Konfessionen am Sonntag, 23. Juni, in Bulmke feiern. Als Motto hat der zehnköpfige Vorbereitungskreis das Motto des evangelischen Kirchentags Anfang Mai in Hamburg gewählt: „Soviel du brauchst“. „Wir fragen uns dabei durchaus ganz persönlich, was wir für uns brauchen und welcher Lebensstil zu uns als Christen passt“, sagen Disselhoff und Terliesner. Und: „Wir fragen uns als Gemeinden, wie wir ökumenisch Zeichen setzen und unseren Glauben bescheidener, aber doch sichtbar für andere leben können.“

Nach dem Kirchentag ist dann in Bulmke vor dem 11. Kirchentag. Aber bis dahin wird Basis-Ökumene gelebt. Zum Beispiel beim ökumenischen Gemeindeausflug nach Soest und an den Möhnesee Anfang Oktober.