Gelsenkirchen. . Der Skulpturenpark rund um den Gelsenkirchener Berger See hat eine neue Baumskulptur, geschaffen von Hermann Böning. Im Park werden marode Bäume gefällt und dann zur Skulptur ummodeliert. Nach einigen Jahrzehnten sind sie in der Regel durch den natürlichen Zefall der Natur wieder zurück gegeben.

Ein Kunstwerk, das wieder dem natürlichen Lauf zurück gegeben wird. Seit zwanzig Jahren werden Bäume im Waldgebiet von Schloss Berge kunstvoll geschnitzt – natürlich nur die Bäume, die sowieso gefällt werden. So blickt beispielsweise eine aus dem Baumholz geschnitzte Figur mit einem Fernglas von der Baumspitze auf die Besucher der grünen Oase herunter. Nun hat der Skulpturenpark eine neue Figur: die Bildgeschichte der Tragenden.

Der Sockel des Baums ist noch mit Rinde im Naturzustand gehalten. Dann entschied sich der Bildhauer Hermann Böning für ein Säulenstück, auf dem als Atlas eine menschliche Figur in die Hocke geht und einen kleinen Sockel trägt, auf dem wiederum eine frauenähnliche Figur starr steht und in eine andere Richtung schaut. Ganz ohne Farbe kommt diese Skulptur aus, wobei durch Witterungen das Kunstwerk schon bald nicht mehr so sauber geschnitzt aussehen wird.

Ein ganz besonderer Prozess

„Der Prozess des Rücklaufes in die Natur ist etwas ganz Besonderes“, sagt der Künstler selbst von einem Objekt, von dem er weiß, dass im Laufe der Zeit der Verfall daran nagen wird. Neun Arbeitstage hat Hermann Böning am Stamm hantiert, bis die Skulptur so war, wie er sie in seinem Kopf hatte. Eine besondere Herausforderung war hierbei die Beschaffenheit des Holzes. Obwohl der Baum gefällt wurde, steckt immer noch Leben in ihm. Das Pappelholz ist an der Außenseite sehr faserig, was oft für Schürfwunden gesorgt hat.

„Die Arbeit an der Skulptur was anstrengender, als ich gedacht hatte“, sagt Hermann Böning. In Zusammenarbeit mit dem Forstamt werden dem Kunstverein Gelsenkirchen jährlich die zu fällenden Bäume gemeldet. Hermann Böning, der das Projekt „Kunst am Baum“ vorher nicht kannte, dann aber begeistert war, schaute sich gemeinsam mit dem Kunstverein die Standorte der Pappeln an, die in Frage kommen würden. Er entschied sich für einen Baum am Rande des Grundstücks zum Bergmannsheil.

Kunst am Baum im Schlosspark Berge

Während des Arbeitsprozesses schauten auch Besucher vorbei, die neugierig auf die sich entwickelte Skulptur blickten. „Viele Besucher waren interessiert“, so der Bildhauer. Er selbst musste regelmäßig vom Baugerüst absteigen und mit einem Blickwinkel unterhalb der Skulptur sein Werk beobachten. „Die Besucher sehen die Skulptur auch von unten, so habe ich sie geschnitzt und war am Ende eines Arbeitstages völlig erschöpft.“ In 6,50 Metern und bei einem Durchmesser von 80 Zentimetern blicken nun die beiden Menschen für die nächsten vielleicht zwanzig Jahren auf die Besucher herab, bevor sich die Natur ihren Baum zurück holt.

1993 startete der Kunstverein Gelsenkirchen das Projekt „Kunst am Baum“, das seither stetig erweitert wurde und nun 21 Skulpturen umfasst. Als Standort für diese besondere Kunstform wurde der Bereich des Schlossparks Berge, westlich der Adenauerallee und nördlich des Sees zur Verfügung gestellt.