Gelsenkirchen.
Seine Welt ist der weite Kosmos der Sprache. Dirk Hupe setzt sich seit vielen Jahren in unterschiedlichen Formen mit Texten und Schriften auseinander, bearbeitet diese solange, bis sie nur noch in filigranen Fragmenten erkennbar sind. Mal mehr, heute eher weniger.
In den vergangenen Monaten ist der Künstler nämlich noch einen großen Schritt weitergegangen bei der Visualisierung von Schrift: Buchstaben sind auf seinen aktuellen Bildern nur noch als angedeutete Zeichen zu erahnen.
„Textmarkierungen“ titelt der 1960 in Essen geborene Künstler, der heute in Mülheim an der Ruhr zu Hause ist und seit nunmehr einem Jahrzehnt sein Atelier in Gelsenkirchen-Ückendorf betreibt, seine Ausstellung, die er am Samstag, 8., und Sonntag, 9. Juni, in seinen großen Räumen zeigt: „Hier will ich vor allem meine neuen Arbeiten zur Diskussion stellen.“ Arbeiten, mit denen sich Hupe von der noch erkennbaren Schrift verabschiedet.
Erinnerungen an Texte
Damit wendet er sich der Malerei und der Zeichnung wieder stärker zu. Dennoch beginnt die Arbeit Hupes bis heute mit Texten, und zwar mit ausgewählten von Samuel Beckett und Ludwig Wittgenstein. Hupe, der Germanistik und Philosophie studiert hat, später auch noch Kommunikations-Design, schätzt an Wittgenstein die logischen Gedankengebäude und an Beckett das Absurde.
Die Zitate werden per Computer auf weiß lackierte Leinwandflächen aufgebracht und bilden so die Grundlage für die Zeichenstruktur des Werkes. Farblich dominieren Grau- und Blautöne.
Auf den ersten Blick sieht der Betrachter gestische Malereien in linearen Blöcken. Den philosophischen Unterbau erläutert der Künstler. Ihm gelten die unterschiedlichen Blöcke als Erinnerungen an Textbausteine. Hell- und Dunkel-Kontraste geben den unterschiedlichen Passagen die besondere Betonung. Die wilden Pinselbewegungen deuten ein Durchstreichen von Textinhalten an, anderes wird markiert. Leere oder unbedeutende Textstellen sind weiß belassen oder sie sind mit einer spiegelnden Silberlackschicht gekennzeichnet. Hupe sagt dazu: „Für mich sind hier komplexe Denkprozesse sinnlich erfahrbar.“ Eine gewollte, eine ästhetische Irritation mit Schriftbildern, die zu Assoziationen einlädt. Die Texte tatsächlich zu entschlüsseln, lesbar zu machen, war nie das Ziel von Dirk Hupe.
Wer den Künstler am Wochenende in seiner Hinterhof-Werkstatt besucht, bekommt aber auch die Chance, in den hohen Regalen in älteren Werken zu stöbern. Auch Werke aus einer Edition werden zu sehen sein. Hupe arbeitet zurzeit zudem an einem neuen Katalog.
von Dirk Hupe liegt an der Ückendorfer Straße 18 in einem Hinterhof, erreichbar über eine Toreinfahrt. Die Ausstellung ist am Samstag, 8. Juni, und am Sonntag, 9. Juni, jeweils von 14 bis 18 Uhr zu besichtigen.
- Informationen über Werk und Vita gibt es unter www.dirk-hupe.de