Gelsenkirchen. . Stanko Polc setzt sich gegen die „Deutsche Annington“ nach zweieinhalb Jahren Mietstreitigkeit vor dem Amtsgericht in Buer durch. Er kann Handwerker beauftragen, die den Schimmel an den Wänden in seiner Dreieinhalbzimmer-Wohnung beseitigen. Die Sanierung dürfte bis zu 10.000 Euro kosten. Polc ist „so glücklich, dass ich Recht bekommen habe“.

Stanko Polc (45) und seine Frau Justine können wieder lachen. Der Mieter der Wohnung an der Jenbacher Straße 6 hat dem Wohnungsunternehmen Deutsche Annington die Stirn geboten und vor dem Amtsgericht Recht bekommen.

Er kann Handwerker beauftragen, die die weitreichenden Schimmelflächen an den Wänden in der Räumen seiner Dreieinhalbzimmer-Wohnung (84 qm) beseitigen. „Zahlen muss die Deutsche Annington“, wie seine Rechtsanwältin Ursula Rehrmann (54) sagt. 9250 Euro, so haben Gutachter festgestellt, kostet die Herstellung in einen bewohnbaren Zustand. Die Schäden hätten die Lebensqualität der Polcs in den letzten Jahren schon sehr beeinträchtigt.

„Das ziehen wir durch“

„Ich bin so glücklich, dass ich Recht bekommen habe“, meinte der gelernte Dreher sichtlich gelöst und entspannt im Gespräch mit der WAZ. Nachdem der Schimmelbefall 2011 immer größer wurde, stand das Ehepaar mit seinen beiden Kindern (13 und 23) vor der schwierigen Entscheidung, auszuziehen oder zu klagen.

Ohne Rechtsschutzversicherung musste Stanko Polc die finanziellen Risiken selbst tragen. Seit 42 Jahren lebt er an der Straße. Es ist sein Zuhause, die Nachbarschaft ist sehr gut. Man kennt sich schon teilweise von Kindesbeinen an. „Da stand schnell fest: Wir ziehen das gemeinsam durch“, beschreibt Ehefrau Justine ihre Entschlossenheit.

Revision wurde zugelassen

Diese hat mit der Unterstützung ihrer Anwältin nie nachgelassen. Sonst hätte so ein „kleiner Mieter gegen die große Annington“ wohl nicht bestehen können. Ausgestanden ist die Sache allerdings noch nicht, wie Ursula Rehrmann sagt. „Das Gericht hat eine Revision zugelassen.“ Dazu erklärte die Deutsche Annington auf Anfrage der WAZ: „Momentan liegt uns das Urteil des Amtsgerichts Gelsenkirchen-Buer noch nicht vor. Daher können wir zum jetzigen Zeitpunkt auch keine Aussagen über dieses Urteil treffen. Darüber hinaus sind wir bemüht, gemeinsam mit unserem Mieter eine schnelle Lösung zu erzielen.“

Ein Urteil, das musterhaft sein könnte, sagt Rehrmann. Als der Schaden auftrat, habe ein Mitarbeiter der Annington dies auf fehlerhaftes Heizen und Lüften zurückgeführt. Aufforderungen, den Schaden zu beseitigen, kam das Unternehmen nicht nach. Auch die Kürzung der Miete um 40 Prozent bewegte nichts. Zwei Gutachten á 1500 Euro, die beide von außen eindringendes Regenwasser für die Schimmelbildung verantwortlich machten, mussten finanziert werden.

Anwalts- und Verfahrenkosten schlagen mit rund 5000 € zu Buche. Gründe, warum bislang nur Polc geklagt hat. Draußen vor der Tür sagt Nachbar Detlev Schmidke: „Ich habe auch Schimmel in der Wohnung. Was ich nicht habe, ist das Geld für eine Klage.“