Gelsenkirchen. Die vermeintliche Neureglung eines Halteverbots sorgt für reichlich Ärger in Gelsenkirchen. Seit Februar erhalten Anwohner immer mehr Knöllchen, über 30 Mietparteien müssen sich nun drei freie Stellflächen teilen. Die Stadt erklärt, dass die absoluten Halteverbote bereits seit mehr als 20 Jahren bestehen würden.

Sieglinde Frantzki (76) versteht die Welt nicht mehr. „Jahrelang hat es mit dem Parken hier in der Siedlung nie ein Problem gegeben, seit Februar aber“, ärgert sich die Seniorin, „seit die Stadt die Zusatzschilder unter den Halteverbotszeichen entfernt hat, haben wir Anwohner kaum eine Möglichkeit mehr, unsere Autos abzustellen.“

Drei Anwohnerparkplätze für 32 Mieter

Die Gelsenkirchenerin wohnt an der Legdener Straße, einer kleinen Stichstraße, die, wie fünf weitere, von der Coesfelder Straße in der Resser Mark abgehen. Gegenüber befindet sich die Raphaelschule. In Frantzkis Straße, seit 45 Jahren ihr Zuhause, stehen je vier Mehrfamilienhäuser rechts und links des Weges, dafür stehen den 32 Mietern der LEG nur drei Anwohnerparkplätze am Eingang der Sackgasse zur Verfügung. Ähnlich ist die Lage in den anderen Stichstraßen.

Nach Darstellung von Frantzki und ihrer Nachbarin Marga Budler, wurde bislang immer problemlos am rechten Rand geparkt. „Nur nicht donnerstags zwischen sieben und zehn Uhr“, dafür hätten dann die Zusatzschilder gesorgt, damit die Müllwerker mit ihrem Lastwagen bequem in die Straße ein- und ausfahren konnten.

Wettkampf um freie Plätze entbrannt

Auch interessant

„Seit Februar hagelt es nun Knöllchen. Aus Angst vor den Geldbußen ist nun ein regelrechter Wettkampf um die freien Stellplätze entbrannt. Kaum fährt einer weg, stürmt der nächste schon aus dem Haus, um sein Auto dort hin zu setzen“, schimpft Sieglinde Frantzki. Komme sie heim vom Einkaufen, müsse sie oft sehr viel weiter weg parken und lange Wege gehen, um ihr Zuhause mit den vollen Tüten zu erreichen. Die Schule nebenan, parkende Lehrer und Eltern erschwerten die Situation zusätzlich.

Absoluten Halteverbote bestehen aus Sicht der Stadt seit mehr als 20 Jahren

Die Stadtverwaltung bestätigte, dass die Schilder im Februar 2013 nach einem Anwohnerhinweis entfernt und die Halteverbote, weil farblich arg verblasst, erneuert worden seien. „Bei einer Breite von nur fünf Metern schreibt die Straßenverkehrsordnung vor, absolute Halteverbote einzurichten“, sagte Stadtsprecher Oliver Schäfer. Und weiter: „Die absoluten Halteverbote bestehen seit mehr als 20 Jahren. Und die Zusatzschilder wurden bereits 2006 entfernt. Außerdem hatten die Zeittafeln das Parken in der Stichstraße außerhalb des angegebenen Zeitraumes nicht generell erlaubt, sondern es nur für diese Spanne kurzzeitig aufgehoben.“

Möglicherweise also ein Interpretationsirrtum der Anwohner? Doch Sieglinde Frantzki und Marga Budler, Letztere „schon seit 55 Jahren hier wohnhaft“, schwören Stein und Bein, dass das nicht sein könne: „Dann hätte es doch schon viel früher Knöllchen geben müssen. Und: Wir sind doch nicht blind, neue und geänderte Schilder wären uns sicher aufgefallen.“